Donnerstag, 3. März 2011

Menschen 5 - Hundebesitzer

Schon beim Disneyfilm „101 Dalmatiner“ lehrte man mich, dass Hundebesitzer zumeist ihren Hunden ähnlich schauen. Und wenn das mal nicht zutrifft, ist es genau umgekehrt. Meine sonntäglichen Beobachtungen in der Umgebung ansässiger Hundebesitzer können diese Theorie bestätigen.

Der Beisser: Als glatzköpfiger Träger diverser furchterregender Tattoos mit rechtem Einschlag fühlt sich der Beisser an Seite seines aggressiven Bullterriers am wohlsten. Um an sein Herrchen in Sachen positiver Energie und gutem Karma herantreten zu können, besitzt der liebe Hund ein punkiges Nieten-Halsband aus schwarzem Leder. Eilig hastet der brave Beschützerhund seinem Besitzer voraus, wird er ja auch nur in Extremfällen an der Eisenketten-Leine geführt. Während er grantig sowohl Gehsteig wie auch Schuhe entgegenkommender Leute mit schaumigem Wut-Schlatz voll geifert, geht sein zufriedenes Herrchen die Eisenkette locker-lässig um den Hals gehängt im Schlendrian hinterher. Letzteres reagiert auf mürrische Blicke sein Haustier scheinbar ablehnender Menschen übrigens des Öfteren mit einem fröhlichen: „Schau ned so deppat!“. Gibt ja auch wirklich nix zum Schaun, oder?

Die Sportlichen: Als ambitionierte Läufer trifft man die Sportlichen zumeist auf der Straße oder in Parks, wo sie einen mit durchschnittlich 11,4km/h passieren. Mindestens genauso sportlich wie ihre Besitzer sind auch die Hunde. Bei Letztgenannten handelt es sich übrigens zumeist um freilaufende Riesenlackln von 70kg die ca. 10m hinter ihrem Herrchen nachrasen und nur gelegentlich bei der einen oder anderen Ecke für ein Lackerl oder gar ein Gackerl kurz zum Stehen kommen. Erschrockene, dem Beißkorb-befreiten 70-Kilo-Bär verängstigt ausweichende Passanten werden rasch mit einem „Der tut nix! Der will nur spielen!“ abgefertigt. Ehrlich gesagt tut sich bei mir nun langsam die Frage auf, was die wenigen wirklich einen Beißkorb tragenden Hundis dann eigentlich in Wahrheit wollen…

Alter Mann mit altem Hund: Im gemeinsamen Takt leicht schief nach links hinkend trotten diese beiden Gesellen gemächlich am Gehweg entlang. Der kleinere der beiden – aus unerklärlichen Gründen zumeist ein Dackel - weist zwar dichteres Haar auf, dafür steht der Schnauzbart seinem durch leichten Hang zum Alkoholismus rötlich gefärbte Wangen besitzenden Herrchen besser. Als mindestens genauso traditionsorientiert wie sein Selbstgespräche führendes Herrchen, trägt der Rauhaardackel in schwarz-grau stolz sein ausgewaschenes rotes Cowboy-Halstuch, das ihm einen Funken Modebewusstsein verpasst. Sollte der seltene Fall eintreten, dass es sich um keinen Dackel handelt, so ist der Hund weiterhin an seinem Namen identifizierbar, der mit 95%iger Wahrscheinlichkeit Waldi, Charlie oder Wasti lautet. Und so trotten sie dahin, die beiden, mit Wehwechen an allen Ecken und Enden. Fast möchte man hinlaufen und ihnen helfen. Mein Opa würde jetzt sagen: „Da binden sich die Würmer schon ein Lätzchen um.“ Aber ich würde das natürlich niiie tun…

Familiy Guy: Nach dem Motto „Seine Familie kann man sich sehr wohl aussuchen!“ wurde einst ein kleiner Welpe der Marke Golden Retriever als Kinderspielzeug und Erwachsenenbeschäftigungsmaschine angeschafft. Nach wenigen Monaten schon war jedoch leider erkennbar, dass das Interesse der Kinder indirekt proportional zur Größe des Hundes ist und auch das Verhältnis zwischen Frau und Mann seit dem Hundebesitz stetig abnahm. Aber jetzt hat man ihn halt. Family Guy hat die ehrenwerte Aufgabe erhalten, diverse Klogänge des goldigen Hundsis zu begleiten und mit ihm auf der Hundewiese zwischen Hundehaufen und unerzogenen Spielgefährten herumzutollen, während Frau und Kinder ihre eigenen Ziele verfolgen bis sie sich schließlich gänzlich von ihm distanzieren. Hin und wieder, wenn der Moment gekommen ist, werfen sich der ungewollte Hund und sein ungewollteres Herrchen dann einen Blick voller Sehnsucht und Hoffnung zu. Und wenn man ganz genau hinschaut, kann man sogar die darin versteckte Botschaft erkennen: „Es is ollas oasch“.

Die Trutschn: Ein krächzendes „Fifi! Na geh, Mausi! SCHNUCKI!“ kündigt die 3 Chihuahua-Weibchen besitzende Trutschn im Pelzmanterl schon von Weitem an. Fröhlich wieseln die drei Ratten um ihr sich im fortgeschrittenem Lebensalter befindende Frauchen während dieses gerade ihrem Namen gerecht wird und sich mit der Hausmeisterin über bewegende Themen wie die misslungene neue Frisur der Nachbarin oder das Lösungswort im Apotheken-Gratis-Heftl-Kreuzworträtsel (man kann ein Blutdruckmessgerät gewinnen!) unterhält. Und während Fifi gerade ein Zwergenwürsterl legt, das von Schnucki interessiert beschnuppert wird, pinkelt Mausi der Hausmeisterin in den weißen Gesundheitsschlapfen. Mit einem „Schnucki, Fifi, Mausi – gehst, hörst jetzt auf! Kommt’s her, wir gehen pappi machen!“, werden sie schließlich zum Aufbruch aufgefordert. Normalerweise wäre es mehr als gerechtfertigt zu bemängeln, dass es ein hohes Maß an Perversion aufweist, einem Hund den Namen „Mausi“ zu geben. Angesichts der Tatsache, dass der Chihuahua jedoch sowohl optisch wie auch gewichtstechnisch der Klasse „Hund“ nicht rational zuordenbar ist, scheint hier eine Ausnahme möglich.

Zum Schluss lassen Sie mich noch anmerken: Vielleicht wäre bei so manchem Besitzer selbst ein Beißkorb angebracht.

© Eiki