Sonntag, 6. Februar 2011

Menschen 4 - Fitnesser

Um meinen Leib in Form zu halten und den Schokoladekonsum auf irgendeine Art und Weise zu rechtfertigen, besuche ich regelmäßig das Fitnesscenter. Immer wieder kommen mir dabei folgende Leute unter, die mir mittlerweile wirklich ans Herz gewachsen sind.

Der Cornetto: gewisse Ähnlichkeit mit dem Titanen aufweisend trifft man ihn zumeist in der Kraftkammer, umringt von Gewichten und Hanteln. Von Schulter zu Hintern immer schmäler werdend, ist die Cornetto-Form nicht zu leugnen, worauf er sehr stolz ist. Gerne unterstreicht er selbige noch durch das Tragen eines sogenannten Wampen-Verstecker-Bandes. Selbiges ist im Fachjargon auch als Kraftgürtel bekannt, wird aber in landläufigen Fitnesscentern hauptsächlich zum Einzwicken des Bauches und Unterstreichen der Cornetto-Form herangezogen. Die Weiterentwicklung der Muckis wird eifrig nach jeder Übung im Spiegel kontrolliert - in mindestens 5 verschiedenen Posen (3 davon werden parallel fotografiert und landen dann auf Facebook als Profilfoto, damit die anderen auch was davon haben). Schon aus weiter Entfernung ist der Cornetto außerdem an seinem Press-Stöhnen beim Stemmen von Gewichten erkennbar. Als Beispiele seien hier die besonders beliebten „MMMMPPPPFFFFUUUUAAAAAH“ und „GGGNNNNGGGNNNIIIIIIÄÄÄÄÄ“ genannt.

Die BBP-Diva: BBP steht freilich für BauchBeinPo und wer das nicht weiß, der hat die Stunde zumeist am nötigsten. Das ist zumindest die Meinung der Diva, welche fast täglich in diversen Kursen zu finden ist. Als Dame mittleren Alters präsentiert sie gerne BH-los ihren Hängebusen in knappen Outfits. Um die restlichen Besucher besonders zu erfreuen, stellt sie sich im Kurs auch direkt mitten vor den Trainer. Einerseits natürlich, damit jeder ihre Grazie und Anmut (und die flexiblen Bewegungen ihres Busens) genießen kann, andererseits auch, um mit dem 25-jährigen supersüßen Trainer ein bisschen zu flirten (dieser freut sich einfach riesig). Auffällig geschminkt ist sie stets vorbereitet, sollte das Flirten zu einer spontanen Ball-Einladung führen. Kommt man bei der im Kurs vorgeführten Choreografie einmal nicht mit, erntet man via Spiegel einen abschätzigen Blick ihrerseits und muss erniedrigt weitertun. Gleiches gilt bei Situps, wo sie immer noch frisch und fröhlich mit dabei ist, während man selbst schon Erschöpfungsverzweiflung und Müdigkeitsaggressionen dritten Grades hat.

Der Schweißler: der Schweißler schwitzt ziemlich viel, was einem, sollte man sich im selben Raum befinden, durchaus auffällt, tropft es doch regelmäßig an ihm herunter. Besonders ungehemmt fließt die salzige Suppe auf diversen Cardio-Geräten, wo durch das verschwommene Display die Anzeige kaum noch erkennbar ist. Doch auch bei sonstigen Geräten und Maschinen freut man sich, direkt nach ihm auf dem feuchten Sitz platznehmen zu dürfen. Zu beachten ist, dass seine Kleidung keinerlei Schweißflecken aufweist, dies ist darauf zurückzuführen, dass alles waschelnass ist. Sollte man es schaffen, ihn einmal kurz vor Trainingsbeginn noch trocken zu erleben, so ist er wenigstens an den Salzrändern am T-Shirt, die beim Waschen nicht rausgegangen sind, erkennbar. Bitte verfolgen Sie niemals die von ihm gezogene Tropfspur, sollten Sie ihn aus dem Blickfeld verloren haben. Es könnte sich nämlich auch um die besondere Form des Stink-Schweißlers handeln, der statt Salzwasser verschimmelten Traubensaft mit Buttermilchflankerl auszuscheiden scheint, was eine speibfreie Fortsetzung des Trainings nur in Ausnahmefällen ermöglicht.

Die Zielstrebige: motiviert steigt die Zielstrebige gemächlich auf das Sitzrad, welches sonst nur von Reha-Patienten benutzt wird. Dort radelt sie gemütlich 15min, wobei sie zwischendurch über das Seitenblicke-Magazin auf die noch verbleibende Zeit blickt und einen Schluck aus ihrem wohlverdienten Gatorade nimmt, das insgesamt mehr Kalorien hat, als sie in drei Fitnesscenterbesuchen verbraucht. Sollten alle Sitzräder einmal besetzt sein, so nimmt sie verärgert auf einem normalen Rad Platz, wobei der Fahrradsitz gänzlich in ihrem Hintern zu verschwinden scheint. Nach maximal 30min hat sich das Training schon richtig ausgezahlt und mit dem Aufzug den einen Stock RedBull-trinkend runter zum Ausgang zu fahren ist mehr als gerechtfertigt.

Erwischt?

© Eiki