Sonntag, 20. November 2011

Frag Eiki! 4

Nach längerem Besuch der Fachhochschule scheint die Beantwortung dieser Frage einer Leserin schwer überfällig.

Leserin Iris G. hat folgendes Anliegen:

„Liebe Eiki! Ich absolviere derzeit wie du selbst ein Masterstudium an der FH Wien. In fast jedem einzelnen Fach werden wir mit einer Gruppenarbeit überhäuft und müssen ständig alles in Teams machen. Mittlerweile sehe ich meine eigenständige Entscheidungskompetenz schon in banalen Einkaufssituationen gefährdet. Wie soll das nur weitergehen?“ 

Liebe Iris,

ich bin dir sehr dankbar für deine Frage, da auch ich mich mit ähnlichen Problemen konfrontiert sehe. Auf der FH Wien scheint man frei nach dem Motto „Eigenständig war gestern!“ beinahe jede nur erdenkliche Art von Leistungsüberprüfung im Team absolvieren zu müssen. Mit Spannung erwarte ich nun bereits die sicherlich gemeinsame Diplomprüfung und hoffe auch bei der Sponsion dann in der Gruppe unter einem riesigen schwarzen Sponsions-Hut gedrängt einen Gruppentitel zu bekommen.

Mittlerweile bin ich in derart vielen unterschiedlichen Gruppen, dass ich spontan nicht einmal mehr die Namen meiner Gruppenmitglieder unterstützungsfrei benennen könnte. Zwar komme ich zumeist in den Genuss in den Gruppenarbeiten mit intelligenten und liebenswürdigen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, bei jeder neuen Gruppenbildung läuten bei mir aber dennoch die Glocken zum Heislbärenalarm. 

Dieser Alarm gibt bekannt, dass in naher Zukunft die Möglichkeit bestünde, in eine enge Zusammenarbeit mit einer oder gar mehreren Personen zu geraten, die der Sorte „Heislbär“ zuzuordnen sind. Gruppen-Heislbären können wiederrum in unterschiedliche Kategorien unterteilt werden, in der Folge liste ich dir jeweils eine kleine Hilfestellung auf, um möglichst professionell mit selbigen umzugehen.

a)    TEAM-Heislbär: Der Toll-Ein-Anderer-Machts-Heislbär (kurz TEAM-Heislbär) verfolgt die Devise sich selbst in den Hintergrund zu rücken, zweifellos mit dem gnädigen Hintergrund anderen bei ihrer Ausarbeitung nicht im Weg zu stehen. Als Strafe geeignet erscheint in diesem Fall die Zuweisung eines – Verzeihe mir! – gschissenen Teilbereiches, der viel Arbeit erfordert, gepaart mit einem freundlichen Lächeln und überlegenen Zwinkern.

b)    Zicken-Heislbär: Diese Kategorie von Heislbär versucht durch untergriffige Frechheiten und gekonnte Kommentare jegliche Art von Zusammenarbeit zu vermühsamen und Streit in die Gruppe zu bringen. Am besten vereinbart man hier die Gruppenmeetings, wenn der Zicken-Heislbär nicht kann oder verlagert die Kommunikation auf Emails oder Internetforen. Härtefälle bringen auch hier ihren Missmut rüber, zumindest kann dieser aber dann ausgedruckt und verbrannt werden.

c)    Lasst-uns-drüber-reden-Heislbär: Die letzte Heislbärkategorie zeichnet sich des Öfteren durch ständige Meinungsäußerung aus, wodurch sogar bei Punkten wie der Auswahl einer geeigneten Schriftart mehrtägige Diskussionen die Folge sind. Dankenswerterweise machen diese Heislbären aber zumindest ihre Arbeit. Am besten vermeidet man daher das gemeinsame Bearbeiten der Aufgabenstellung und teilt von Beginn an alles so haarklein auf, dass es keine Diskussionen mehr geben kann. Hat man alles versucht, sieht sich aber immer noch mit Fragen über die Auswahl eines geeigneten Kugelschreibers für die Verschriftlichung konfrontiert, so kann man im Zweifelsfall auch selbst zum TEAM-Heislbär werden. Unschön aber manchmal notwendig.

Iris, ich wünsche dir gute Nerven für dein weiteres Studium, einen 48h-Tag um alle Gruppenmeetings irgendwie unterzubringen sowie die Kompetenz beim nächsten Großeinkauf die Wahl zwischen Granny Smith und Golden Delicious suizidgefährdungsfrei und vor allem ohne fremde Hilfe zu überstehen.

Beste Grüße

© Eiki