Sonntag, 3. Juni 2012

Speedy Gonzalez und andere Tiere

Heute wurde mir die Ehre zuteil am 25. Österreichischen Frauenlauf teilzunehmen. Mein Laufteam hatte sich in den vergangenen Wochen verletzungs- und motivationsbedingt von 5 auf 2 reduziert. Ich glaube nächstes Jahr buchen wir lieber einen Senioren-Schwimmkurs.

Schon bei der Ankunft am Gelände fielen mir Schilder wie „noch 25 WCs bis zum Start“ auf. Unbelehrbar schienen sich die meisten Frauen dennoch auf WC 4 bis 1 vorm Start zu fokussieren. Vermutlich stehen sie nur einfach gerne an.

Zur Ablenkung tönten Dinge wie „Sex Machine“, „Voulez-vous coucher avec moi?“ und „I’m too sexy for my shirt“ aus dem Radio. Kurz war ich unsicher, ob ich mich wirklich beim Frauenlauf und nicht doch bei einem Erotiktreffen für Lauffetischisten eingefunden hatte.

Spätestens im Startblock waren diese Sorgen aber vergessen, was vor allem daran lag, dass man mich unerklärlich weit vorne (sprich bei den Schnellen) platziert hatte. Umgeben von Personen, die Gazellen und Geparden ähnlicher waren als Menschen fühlte ich mich …nun ja… bestens aufgehoben. Und es störte mich auch echt nicht, dass einige minutenlang zum Aufwärmen 10cm vor mir herumsprangen. Den Verlust einer Zehe konnte ich glücklicherweise abwenden.

Per Mikro teilte uns die Veranstalterin mit, dass das heurige Frauenlauf-T-Shirt in der Farbe „Himbeerpinkrot“ gehalten war. (Wundert es eigentlich noch irgendjemanden, dass Männer niemals unsere Farbbezeichnungen nachvollziehen können?) Um mich herum trugen aber ohnehin alle das Leiberl ihres professionellen Laufvereins, also war die Info wohl an mich gerichtet.

Nach endlosem Warten kam der Start, was unter meinen tierischen Laufpartnerinnen einen Anfall von Rempeln, Durchdrängeln, „ich bin besser“ und „schleicht’s euch alle“ zur Folge hatte. Blöderweise spornte mich die rasende Gnu-Herde à la König der Löwen irgendwie an und ich lief viel zu schnell los.

Bereits nach 1km passte sich zur Strafe mein Gesicht farblich meinem T-Shirt an und ich schleppte mich nach Luft schnappend weiter. Dies wurde bald belohnt, flog mir doch in Kilometer 3 gemütlich ein saftiges Insekt direkt in den Mund. Bio Sport-Nahrung – ja, natürlich!

Am letzten Kilometer schloss ich dann aber leider erneut mit dem Leben ab. Als ich endlich den Bogen mit der Aufschrift „Ziel“ in der Entfernung entdeckte, legte ich einen Sprint hin. Zugegebenermaßen trübte bei der Ankunft die Tatsache, dass unter „Ziel“ ein Pfeil nach links mit dem Zusatz „nur noch 500m“ platziert war, meine Euphorie etwas.

Irgendwie schaffte ich es aber dann doch und wurde prompt mit einer Medaille und einer Rose mit gefühlten 300 Stacheln belohnt. Frei nach dem Motto „Wer vom Laufen noch nicht fertig genug ist, soll zumindest auf der Handfläche Schmerzen spüren“.

Bekanntlich geht der Schmerz aber und der Stolz bleibt. Leider überwiegt gerade der Schmerz. Vielleicht ist der Senioren-Schwimmkurs doch die bessere Idee.

© Eiki