Sonntag, 11. September 2011

Es könnt alles so einfach sein


…. ist es aber nicht. Diese für mich mittlerweile nicht mehr schockierende Tatsache scheint gerade in Wien für viele Menschen zum Leitmotto geworden zu sein. So wird beispielsweise in meinem Fitnesscenter alles daran gesetzt, die Verlängerung des Ausweises so komplex wie möglich zu gestalten. Aber sehen Sie selbst.

Nach längerer Verletzungspause näherte ich mich selbstbewussten Schrittes dem Fitnesscenter, die uralt Ausweis-Chipkarte, die ich schon seit Jahren besaß und der man ihr Alter schon ansah, in der Hand. Angekommen beim Empfang traf ich auf drei Ladies, die mir alle mit großen interessierten Äuglein zuhörten, als ich um Kartenverlängerung und Ausstellung einer neuen Karte bat, da die alte schon in Einzelteile zu zerfallen schien.

Ich blickte in fragende Gesichter und konnte erst nach Wiederholung meines Anliegens eine angeregte Diskussion zwischen ihnen auslösen. Thema: dürfen wir einen neuen Ausweis ausstellen?. Fazit der Diskussion: Dürfen wir nicht.

Auf meine Frage, warum dies nicht möglich sei, bekam ich die hübsch formulierte Antwort: „Ihr Ausweis is ned hinig“. Geistesgegenwärtig schlug ich vor, den Ausweis nun komplett zu ruinieren (nur eine unmerkliche Veränderung der Karte) um dann eine neue Karte bekommen zu können, da dies offensichtlich das Hindernis zu sein schien. Wieder diskutierte man heftig und teilte mir schließlich mit, dass meine Idee nicht durchführbar war, da sie ja jetzt schon wüssten, dass der Ausweis zuerst nicht kaputt war. Mir des Zeitverlustes durch eine weitere Diskussion der Ladies durchaus bewusst seiend stellte ich dennoch die Frage, warum sie nicht einfach so tun könnten, als wäre die Karte schon bei meinem Eintreffen kaputt gewesen. Eine Diskussion später wurde ich auf meinen nächsten Besuch im Fitnesscenter vertröstet, wo ich andere Personen am Empfang dazu befragen sollte. Sie selbst fühlten sich außer Stande, das Problem zu lösen.

Betont ruhig sprechend um die aufsteigende Frustration zu unterdrücken, bat ich noch um Feststellung, ob ich noch Geld am Chip auf der Karte oben hätte, um mir wenigstens dieses Prozedere beim nächsten Besuch zu ersparen. Eine der Frauen sprach zur anderen: „Jacqui, schau mal am Chip, ob noch was oben is.“. Dies veranlasste Jacqui die Karte zu nehmen und den Chip eingehend zu betrachten. Nach zehn Sekunden wurde es auch der anderen Lady zu blöd und sie entriss Jacqui die Karte um über das Kartenlesegerät am Computer den Geldstand am Chip zu prüfen. Jacqui war erstaunt. 

Unfasslich.

© Eiki