Jeder von uns ist schon einmal mit einem Taxi gefahren und damit für einige kostbare Minuten in die wundersame Welt der Taxifahrer eingedrungen. Sobald die Autotür geschlossen ist (in Sonderfällen schon davor) beginnt ein Spektakel der Sonderklasse, bei dem man vorher nie weiß, wie es ausgehen wird, auch wenn zumeist die Destination (zumindest dem Einsteiger) bekannt ist. Lesen Sie weiter, verbringen Sie einige Minuten in der Welt der Taxler und lernen Sie, welche Begebenheiten dabei auf Sie zukommen können.
Der Selbstmordattentäter: Fahrten mit dem Selbstmordattentäter-Taxler sind nichts für schwache Nerven und Mägen. Neben laufenden Geschwindigkeitsübertretungen und Kurvenlagen, die sonst nur in der Formel 1 erreicht werden, wird häufig auch durch verwirrtes Navi-Tippen der Blick von der Straße abgewandt und damit ein laufender unbeabsichtigter Fahrstreifenwechsel durchgeführt. Ich persönliche habe schon einige Fahrten mit Selbstmordattentäter-Taxlern genossen, eine davon ist mir jedoch besonders in Erinnerung geblieben. Wir fuhren gerade des Nächtens geschmeidige 85km/h auf der linken Wienzeile stadtauswärts und ich wurde trotz Gurt und Festklammern an sämtlichen Griffen, die der hintere Fahrzeugteil anbot, bei jeder Kurve hochschaubahnähnlich hin und her gerüttelt. Gerade den aufsteigenden Würgreiz unterdrücken wollend hörte ich plötzlich, dass der Taxler zu sprechen begann. „Es ist unser Schicksal, dass wir irgendwann einmal sterben. Das ist halt nun einmal einfach so und kann kaum beeinflusst werden. Stellen Sie sich einfach vor, jetzt fahrt uns irgend so ein Trottel rein. Dann ist es aus.“ Ich informierte ihn daraufhin, dass ich es trotzdem nur ungern durch seinen Fahrstil extra herausfordern würde. Dank des uns holden Schicksales schafften wir es trinkgeldlos bis vor meine Haustür. Mein Adrenalin hielt mich noch Stunden wach. Bungeejumping ist ein Schaas dagegen.
Der Mitteilungsbedürftige: Wenn man wirklich müde ist, gerade alle Weisheitszähne gezogen bekommen hat oder einer Kiefersperre unterliegt, ist die Wahrscheinlichkeit am größten in ein Taxi des Mitteilungsbedürftigen einzusteigen und sich einer schier endlosen Fahrt voll geistreicher Unterhaltung widmen zu dürfen. Nicht nur wird man in diesem Taxi über einem selbst völlig fremde und unwesentlich erscheinende Tatsachen informiert, man erhält auch zusätzlich einen tiefen Einblick in die Privatsphäre und den Werdegang des Fahrers. Erst vor ein paar Wochen (es war spät nachts und ich war wirklich müde!) genoss ich eine Fahrt mit einem Mitteilungsbedürftigen, der 76 war (!!!) und mir über seine diversen Studien berichtete. Nicht nur hatte er ein Diplom in sämtlichen Naturwissenschaften und Sprachen, er legte mir auch selbst ans Herz, mein Leben der Universität und der Forschung zu widmen und wiederholte dies solange, bis ich schließlich das vierte Einnicken während seines Monologes verhindernd kleinbeigab. Vor meiner Wohnung angekommen hielt er mich weitere 10min im Auto (gratis, sonst wäre ich wohl gegangen), um mir seine unmittelbar vor dem Erreichen unserer Destination begonnene Geschichte über die Habsburgerfamilie fertig zu erzählen. Gebannt wartete ich auf das Ende, willigte weitere 3x ein, selbst ein Geschichte-Studium zu beginnen, gab dann aber doch nach 10 Minuten auf und stieg einfach aus. Beim Weggehen sah ich, dass sein Monolog noch kein Ende gefunden hatte. Ein Geschichte-Studium habe ich trotzdem nicht begonnen.
Taxler mit besonderen Bedürfnissen
Der Telefonierer: Ich selbst habe schon unzählige Fahrten mit Telefonierern genossen, welche sich wie der Name schon sagt zumeist in unverständlichen Worten übers Handy unterhalten. Immer wieder spricht der Telefonierer laute Sätze, bei denen man entweder erschrickt oder man sich grundsätzlich angesprochen fühlt und dann verwirrt darauf reagiert. Wollen Sie dem Taxifahrer Anweisungen geben, so empfehle ich Ihnen sehr laut und dominant zu sprechen. Ich selbst musste nämlich schon einmal leidend an meinem Ziel vorbeifahren, weil mein Fahrer mich ignorierend lieber angeregt mit seiner (vermutlich) Frau über das Abendessen sprach. Bis heute frage ich mich, ob es das wert war.
Der Schleicher: Der Schleicher ist das genaue Gegenteil des Selbstmordattentäters und verlängert durch Fahrstil und Routenwahl die Fahrt ins Unermessliche. Einerseits stellt man sich die Frage, ob man überhaupt jemals ans Ziel kommen wird, andererseits scheint es zwischenzeitlich äußerst reizvoll, einfach auszusteigen und zu Fuß zu gehen, da man so das Ziel wohl schneller erreichen würde. Dieser Taxler braucht Ihren Zuspruch! Motivieren Sie ihn zur Weiterfahrt und zum verstärkten Treten des Gaspedales!
Der Rückspiegelblicker: Zu guter Letzt gibt es noch Fahrer, die einem ständig prüfend über den Rückspiegel begutachten. Gründe dafür blieben mir leider bisher verborgen, sehe ich mich selbst doch als nicht sehr einschüchternd hinten angegurtet herumlungern. Hier gilt es, einfach Ruhe zu bewahren und den Fahrer durch tiefe Blicke in die Augen nicht gänzlich zu verunsichern! Vermeiden Sie allenfalls „wer-blinzelt-zuerst“-Duelle via Rückspiegel, vor allem während der Fahrt. Es dient ihrer eigenen Sicherheit.
Sie sehen: bei jedem Einstieg in ein Taxi erwarten einen neue Freuden. Lassen Sie sich diese nicht entgehen und nützen Sie schon beim nächsten gelb leuchtenden Schild am Autodach ihre Chance!
© Eiki