Dienstag, 19. April 2011

Catwoman


Ich persönlich vermeide Amtswege ja so gut es geht und nehme beispielsweise bis zum Ablaufdatum meines Passes lieber weitere 5 Jahre Hänseleien über mein Gymnasiumsunterstufen-Foto auf mich als einer mit einem Magistratsbesuch verbundenen Änderung freiwillig zuzustimmen. Letzte Woche war es jedoch leider wieder einmal so weit und ein Entrinnen von Magistraten schien im Rahmen einer Wohnsitz-Ummeldung nicht länger möglich. Und so begab ich mich bewaffnet mit sämtlichen Dokumenten, die ich in der Eile auftreiben konnte, auf den Weg. Gerüstet mit Lebensmitteln für 4 Stunden Wartezeit betrat ich schließlich wenig später nervös das Ziel-Gebäude. 

Schon beim Eintreten überflutete mich eine Welle von Hinweisschildern und Wegweisern, doch der Herr bei der Information erkannte meine Hilflosigkeit sofort und hieß mich mit einem „Wos woin‘S?“ herzlich willkommen. Nach kurzer Diskussion konnten wir uns doch noch einigen: ich musste in den dritten Stock. Zur Verabschiedung rief er mir noch ein sanftes „Da Lift is hinig“ nach und ich machte mich auf den Weg über die Treppe. Dass im dritten Stock dann jemand aus selbigem Lift ausstieg, ignorierte ich gekonnt. 

Als ich mich bei der Assistentin im Wohnsitz-Ummeldungsbereich erkundigte, wie lange ich denn warten müsste, meinte sie nur schmunzelnd, dass meine Bearbeiterin nur kurz Katzen füttern sei und ich gleich dran kommen würde. Verwundert nahm ich Platz und wurde nach kurzer Zeit schon aufgerufen. Erstaunt und glücklich betrat ich dem Katzenfuttergeruch folgend das mir zugewiesene Zimmer. Frau M., meine Bearbeiterin, eilte mir entgegen und reichte mir freudig ihre durch diverse Ringe bis zur Unkenntlichkeit verschleierte Hand. Ich dockte kurz mit meiner Hand an ihrer mit langen gelben Nägeln versehenen Metallpranke an und setzte mich nieder. Und da sah ich es.

Der Schreibtisch von Frau M. war übersät von kleinen und großen Porzellan-Katzerln und auch drei riesige Stoff-Katzen fanden hinter dem Computer versteckt Platz. Hinter ihr an der Wand hingen zwei Katzenkalender und geschätzte 30 Teller mit Katzenmotiven. Leicht verstört versuchte ich ihr stotternd klar zu machen, was ich wollte, konnte aber meinen Blick kaum von der wundersamen Katzenwelt abwenden. Frau M. verstand dennoch was ich wollte und begann in einer Schublade nach dem richtigen Formular zu kramen. Dafür legte sie einen Stapel Katzenfotos sowie 2 Packungen Katzenzungen auf die Seite. Beobachtet von circa 46 Paar Katzenaugen versuchte ich an etwas anderes zu denken. Ich drehte kurz den Kopf und erkannte, dass auch hinter mir unzählige Äuglein kleiner Kätzchen gierig auf mich herabblickten. Während ich zitternd das Formular zu bekritzeln begann, läutete das Telefon und die dankenswerterweise kurze Unterhaltung drehte sich – ja! – um Katzen. 

Fassungslos überreichte ich ihr das Formular und wollte mich gerade verabschieden, als sie plötzlichen den mit Abstand lautesten Nieser überhaupt von sich gab. Als ich ihr „Gesundheit“ wünschte meinte sie nur: „Na na, i bin ned krank. Des is diese blöde Katzenallergie.“ Hää? 

© Eiki