Sonntag, 29. Mai 2011

Schirm Knigge


Regnerische Tage, wie die beiden vergangenen, mögen das Gemüt vielleicht etwas trüben. Fälschlicherweise wird angenommen, dies liege am Wetter. Ich behaupte aber: es liegt am Schirm. Sicherlich bin ich nämlich nicht die Einzige, die im strömenden Regen dem gleichsam verwundernden wie auch frustrierenden Regenschirm-Eigenheiten beiwohnen darf. 

Problem 1: Der Schirm dreht sich ständig um
Haben auch Sie einen Schirm, der schon bei Windböen ab 5km/h gegen alle noch so stramm sitzenden Metallstangen ankämpft und sich Suppenteller-formend umdreht? Ich bin dankenswerter Weise im Besitz eines diese Fähigkeiten aufweisenden Knirpses, der mich hin und wieder, zumindest aber einmal pro Kreuzung, mit selbigem Wenden erfreut. Besonders ansprechend finde ich auch die Tatsache, dass das Wiederzurückbiegen nicht nur teilweise erstaunliche Kräfte erfordert, sondern auch immer mit einer extra Regendusche mit dem im Suppenteller gesammelten Wasser führt. 

Problem 2: Der Schirm ist gar nicht da
Ja, wenn Sie dem Schönwetterbericht glauben, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Jetzt heißt es Plastiksackerl oder Jacke über den Kopf und laufen. Und falls Sie sich jetzt vornehmen, einfach beim nächsten Mal den Schirm mitzunehmen:

Problem 3: Der Schirm ist zwar da, aber es regnet nicht
Jaja, endlich in weiser Voraussicht den Schirm eingepackt und siehe da: strahlender Sonnenschein. Mir passiert das immer genau dann, wenn ich ohnehin wenig Platz in der Tasche habe und den Schirm dann noch irgendwie dazu stopfen muss. Taschenlose Männer kommen in dem Fall in den besonderen Genuss, den Schirm die ganze Zeit in der Hand tragen zu dürfen und diesen bei nächster Gelegenheit irgendwo zu vergessen. Falls es genau dann zu regnen beginnt: siehe Problem 2. 

Problem 4: Mit aufgespanntem Schirm laufe ich überall hinein
Vielleicht ist Ihnen auch dieses Problem geläufig. Sie sind gut unterm Schirm versteckt und haben Ihren Blick angestrengt auf den Boden gerichteten um Lacken allenfalls zu vermeiden. Dies lässt freilich die Unfallgefahr sehr stark steigen, vor allem dann, wenn 2 Schirmträger einander auf derselben Linie entgegenkommen. Die Kollisionsgefahr steigt mit zunehmendem Regen exponentiell an. Folgen reichen vom leichten seitlichen Schirm-Stüber bis zu mehrwöchigen Spitalsaufenthalten. 

Problem 5: Wohin mit dem nassen Schirm
Zu guter Letzt noch ein mich wirklich sehr belastendes Problem: wo soll man den völlig durchnässten Schirm hintun? Gerade in vollen U-Bahnen ist es beinahe unmöglich, den Schirm irgendwohin zu tun, ohne andere zwanghaft damit zu befeuchten. Auf den ersten Blick bietet sich die Lösung des in die Knirps-Hülle Zurückstecken an. Ja, aber nur auf den ersten Blick, denn jeder, der schon einmal das Kunststück versucht hat, einen nassen zerknitterten Knirps in die unvorstellbar enge Knirps-Hülle zu befördern, weiß: die Erfolgswahrscheinlichkeit geht gegen Null. Und wer’s probiert, kommt im besten Fall mit völlig nassen Händen und der Erkenntnis davon, dass es wahrscheinlich doch besser gewesen wäre, es nicht zu probieren.

Und die Moral von der Geschichte: keinen Schirm zu haben erscheint angesichts der Vielzahl an mit Schirmen verbundenen Probleme eigentlich das geringste Übel.

© Eiki