Sonntag, 1. Mai 2011

Hundsgespräche


Wenden wir uns heute einer in Österreich weit verbreiteten Erscheinung zu: dem Verlust des normalen Sprechvermögens der Erwachsenen bei der Kommunikation mit Hunden. Ich rede in diesem Zusammenhang aber nicht einfach nur von Einzelfällen, scheinen doch sogar sonst tiefgehend intellektuell sprechende Personen bei der Kontaktaufnahme mit Hunden ins Kindergartenalter zurück zu fallen.

So begegnete mir beispielsweise erst gestern eine junge Dame die auf ihren braunen Spaniel mit: „Na, wo ist er denn? Na, da ist er ja! Wo ist er? Genau, daa ist er! Brav ist er! Ist er brav? Jaaa, sooo brav ist er!“ einredete. Was sagt man dazu?

Nicht nur scheint ein gewisser Hang zur Schizophrenie nicht ganz zu leugnen zu sein, man kann zusätzlich die Sprachkonstruktion - Antwort auf Frage (Lieb ist er!) - Frage (Ist er lieb?) - nochmal Antwort auf Frage (Ja! Soo lieb ist er!) -  erkennen, die offen gestanden null Sinn macht. Es gibt einige Hunde, die sich angeregt Schwanzwedelnd über die Zuwendung freuen, aber es gibt auch Hunde, die ihren Besitzer fast kopfschüttelnd anblicken. In diesen Momenten wünsche ich mir immer sehnlichst, dass Hunde sprechen könnten. Das obere Gespräch könnte dann beispielsweise so verlaufen:

Frauchen: „Na, wo ist er denn?“
Hund: „Do bin i! Schaust mi‘ ja e an!“
Frauchen: „Ja! Da is er! Wo ist er?“
Hund: „Herst, daa! Wos is mit dir? Bist deppat?“

Auf ebensolche Weise funktioniert das Ganze auch bei Babys, die auch Kenntnisse über Satzkonstruktionen mit mehr als 5 Wörtern geschweige denn Beistrichen auszulöschen scheinen. Zusätzlich bringen Babys die zugehörigen Erwachsenen dazu, sich dauernd irgendwelcher Verniedlichungen zu bedienen. So wird aus „Flasche“ ganz schnell „Flaschi“, aus „Schnuller“ wird „Schnulli“, ja, vor Kurzem hörte ich eine Mutter sogar statt „Brei“ einmal „Brei-i“ sagen. 

Doch die Krankheit breitet sich aus! Denn auch am Telefon hört man zuletzt immer häufiger „Na Schatzi, okii, supi, na dann bis spääätaaa! Bussi. Babatschi.“ 

Mein Aufruf: Wehren wir uns gegen die Verdümmlichung der Sprache! Gegen Hundsgespräche und für mehr Satzkonstruktionen mit Beistrich! Babies und Kinder lernen schön sprechen, wenn man auch mit ihnen schön spricht. (Dies gilt übrigens auch für den Erwachsenen am anderen Ende der Telefonleitung.) Und eines noch: Hören Sie biiiiitte auf, Ihren vor Ihnen stehenden Hund zu fragen, wo er ist!

© Eiki