Sonntag, 22. Mai 2011

Flatus in Silvam (lt.; Schaas im Woid)


Diese Woche ward mir die Ehre zuteil, für einen Bekannten die Lateinprüfung am Juridicum zu schreiben. Ja, Sie haben richtig gelesen: am Juridicum ist es problemlos sogar geschlechtsübergreifend möglich, die Lateinprüfung für andere zu schreiben. Weder erfolgt nämlich eine Ausweiskontrolle noch wird die Identität auf irgendeine andere Art und Weise überprüft. Aber wie dem auch sei.

Ich befand mich also zur gegebenen Zeit gemeinsam mit ca. 250 Studenten im Audimax und wartete auf den Beginn der Prüfung. Pünktlich betrat der Professor den Saal, unterm Arm ein dickes Packerl Zettel. Ein ängstliches Raunen machte sich breit, doch dieses unterbrach der Professor gekonnt mit: „Liebe Studierende! Ich habe hier Ihre Prüfungsangabe. Es gibt 2 Gruppen. Ich gebe den Stoß Zettel jetzt durch. Bitte nehmen Sie sich das OBERSTE Blatt herunter und geben Sie es dann weiter. Es ist abwechselnd sortiert.“ 

Ich bemerkte hier erstmals einige verwirrte Blicke und auch mein linker Nachbar saß konzentriert nachdenkend da und sinnierte über die Aussage des Lehrers. Nachdem 3 mehr oder weniger geistreiche Zwischenfragen zum Austeilmodus beantwortet werden konnten und jeder schließlich eine Angabe hatte, erläuterte der Lehrer kurz die Prüfung. Dabei wies er auch explizit darauf hin, dass er im Text viele Eigennamen wie beispielsweise Hannibal oder Philipp verwendet hatte, diese seien aber eindeutig identifizierbar. 

Bereits nach 5 Minuten zeigte der erste Student auf: „Sorry, heißt „Philippus“ Philipp?“ Kurz dachte ich, mich verhört zu haben und auch der Professor schüttelte ungläubig den Kopf, beantwortete aber sein Schmunzeln kaum verbergen könnend höflich und der Student fuhr mit dem Schreiben fort.
Man mag es kaum glauben, doch weitere 10 Minuten später hebt ein unweit vom vorherigen Frager sitzender Student die Hand und sagt: „Tschuldigung, kann man „Hannibalem“ mit Hannibal übersetzen?“  Sowohl Gehirn wie auch Gehör scheinen auch bei diesem Zeitgenossen nur eingeschränkt zu funktionieren. 

Wenig später fragt derselbe Student, ob er einen neuen Angabezettel haben kann. Genießer mutmaßen, er habe zu oft das Wort Hannibal korrigieren müssen. Der Professor bringt ihm also einen und informiert dann die Studenten, dass das eine Ausnahme sei und er das jetzt nicht mehr machen würde, damit niemand die Angabe mit nach Hause nehmen kann. Wie erwartet meldet sich jedoch schon wenige Minuten später ein weiterer Student mit „Ähm, sorry, könnt ich no a Angabe ham? Ich hab mich angschüttet.“ 

Und gerade als der Professor diesem seufzend ein weiteres Blatt übergibt tönt vom anderen Ende des Saals die Frage: „Sorry, „Hannibalem“ is e Hannibal, oda?“

Hohe Durchfallquoten in Bimperl-Prüfungen sind mir ab nun kein Rätsel mehr.

© Eiki