Freitag, 8. April 2011

City-Freeclimber

Ich möchte mich heute wieder einmal einem Problem zuwenden, das mich und - wie ich letzte Woche feststellen durfte - auch andere schon geraume Zeit beschäftigt und mir an manchen Tagen sogar ein paar Stunden Schlaf raubt: die sogenannte Jack Wolfskin – Plage. Vielleicht kennen auch Sie diese immer häufiger auftretende Seuche.

Menschen, die davon betroffen sind, haben das dringende Bedürfnis, sich tagtäglich in Bergsteigerklamotten aller Art – vorherrschend Jack Wolfskin und Mammut – zu werfen um gut gerüstet völlig banalen Alltagsaktivitäten nachgehen zu können. So erwischt man sie in einem Soft-Shell-Trekking-Outfit das sogar -45°C standhält beim Entsorgen des Biomülls, beim Einkauf von 4 Semmerln und 2 Salzstangerl beim Bäcker und beim Erstehen einer mittelharten Zahnbürste im Drogeriemarkt. Meine Frage: wozu?

Nur in Ausnahmefällen handelt sich dabei nämlich um Menschen, die rein von der körperlichen Statur geeignet wären, die kleidungsangemessenen Sportaktivitäten zu betreiben. Vielmehr sind es Leute, die selbst in den ersten Stock mit dem Lift fahren und beim Einkaufssackerl nach Hause tragen völlig außer Atem mehrere Pausen einlegen müssen und sich nur mit dem frisch erstandenen Mars Delight zum Weitergehen motivieren können.  

Ich stelle mir wirklich die Frage, ob man es tatsächlich notwendig hat, bei durch und durch trivialen Alltagshandlungen wie Müllrunterbringen oder auch im Rahmen von Vorlesungen auf der Uni sich in zumeist sündteure Super-Climate-Extra-Shell-Wind-Protect-Rain-Resistent-Jacken zu werfen. Ist es wirklich nötig, beim Warten auf die Straßenbahn optisch den Eindruck zu erwecken, gerade erstmals das schützende auf der Hütteldorfer Straße aufgebaute Biwak verlassen zu haben, in dem man seit 12 Wochen nächtigt und sich nur von Würmern und Beeren ernährt? Vor allem gerade dann, wenn man selbst vermutlich noch nie einen Berg in Echt gesehen hat und schon beim Betreten höherer Stockwerke in Bürogebäuden zur ersten Sauerstoffflasche greift?

Ich sage nein. 

© Eiki