Sonntag, 26. August 2012

"De Trotteln" oder "Mein Leben als Rapidfan"


Interview mit Wäudl S.
 

Eiki: Grüß dich, Wäudl! Ich hoff, ich sprech deinen Namen proletarisch genug aus…?

Wäudl: Serwas. Wäudl is Wäudl sog i nur.

Eiki: All clear. (blickt verstört herum) So… Wäudl… Erzähl mal, wie oft gehst du eigentlich so auf Rapidmatches?

Wäudl: (verhindert ein Aufstoßen mit beiden Händen vorm Mund) Oiso i bin eigentlich komma sogn bei an jedn Match dabei. Und bsoffn. Oft waaß i donn gorned, wias übahaupt valurn hom, wö gwinna dua ma e nix. De Trottln. Do muasst jo saufn. (erneutes Aufstoßen) Oba i sog da ans, Eigi oda wirst haaßt: Rapid des is mei Lebn!

Eiki: Poetisch gesprochen, Wäudl. Was gefällt dir an Rapid?

Wäudl: (rülpst endgültig) Na des is a so: Rapid des is wos Schenes! A Familije quasi. Waaßt, do wochst auf in da Fruah und do waaßt, heit is a Match und du siagst deine Habara wieda!

Eiki: Siehst du deine …ähm… Haberer sonst nicht?

Wäudl: Na oja. Beim Wirtn. Wieso jezan?

Eiki: Öh…wuascht. Du wolltest grade erzählen…

Wäudl: Jo herst, loss mi ausredn! (geht kurz haas. Weiß aber nach wenigen Sekunden nicht mehr, warum eigentlich und beruhigt sich wieder) I hob jo a Rapid-Tschelleeee.

Eiki: Tschuldige, ein was?

Wäudl: (genervt) A Tschelleeee! A Jeans-Tschelleee. Mit lauta Aufnähern. Mit Rapid is supa und Tod und Hass dem FKK. (wundert sich kurz, ob das jetzt richtig war. Verwirft den Gedanken nach 0,2 Sekunden) Alleeeeee Allleeeeee Allleeeeee

Eiki: (kann dem intellektuellen Gespräch nicht mehr folgen und versucht dies durch Fragen zu vertuschen) Gefallen dir die Sprechchöre?

Wäudl: de san supa! Do bin i jeds Moi dabei! Des mit der Allee vasteh i zwor ned, oba mitsingan wonnst fett bist is fix. Und i bin imma fett. So wia de Schiris. De Säue. (schreit unmotiviert laut heraus) SCHIRI DU OASCH!

Eiki: (geschockt) Aber Wäudl! Reiß‘ dich zusammen! So redet man doch nicht!

Wäudl: (hat den Gedanken von vorhin schon vergessen) Alleeee allleeeeeee

Eiki: Aha. Auf welcher Tribüne findet man dich immer so?

Wäudl: Auf da West, oida! Des is kloa! Do fress i a Wiaschtl und sauf zwa Bier. Oda drei. Donn geh i amoi eine. Donn sing i mit. Und kauf ma no a Bier! Des schitt i donn obe auf de Trottln.

Eiki: (ungläubig) Aber wertvolles Bier verschütten?

Wäudl: Na sicha, wonns an Schaas spün, schitt i’s obe! Und de Trottln, de deppaten, de spün imma an Schaas! Letztes Moi hob bin i e zum Training gonga, damit i erna des amoi sogn konn! De wissn des jo gorned, wos fir an Schaas zomspün…

Eiki: (überrascht) und wie hast du ihnen das gesagt?

Wäudl: I bin zube gongan zum Schöttel. Donn hob i gsogt: „Peda!“ jo, des hob i gsogt „Peda! Mit Valaub… Es seids olle deppat. Und du, du bist a Trottl.“

Eiki: Charmant!

Wäudl: (rülpst kurz auf die Seite) Schulz! so bin i. Oba muasst da denken, der mocht jezan sicha wos draus. (schlatzt eine vorbeigehende Taube an) Wonn i ned einegeh zum Training und erm sog, wos Soche is, der waaß des jo ned!

Eiki: Ohne Zweifel. (kratzt sich verstört am Hinterkopf) Eine andere Frage: viele Rapidfans gerade auf der Westtribüne werden oft als rechtslastig bezeichnet. Wie stehst du dazu?

Wäudl: Oiso i steh eigentlich immer hinten in da Mittn. Do komma bessa des Bier obe schittn! (zieht Rotz so weit in die Nebenhöhlen auf, dass es ihn kurz reißt) Herrlich.

Eiki: Nagut, Wäudl. Unsere Gesprächszeit neigt sich (kreuzt die Finger hinter dem Rücken) leider dem Ende zu. Was möchtest du noch loswerden?

Wäudl: I mechat no sogn: es san vü zweng Nockerte am Match. De Weiba ziagn se o wia im tiafsten Hochwinta! (drückt ein Wimmerl am Oberarm aus) Und i man, i bin a attraktiver Monn! I wü Haut sehn. Des hob i ma vadient, ned wohr?

(das Gespräch fand ein abruptes Ende)

© Eiki

Dienstag, 14. August 2012

Asia-Flirt

…uuuund wieder kann ich von neuen U-Bahn Erlebnissen berichten.

Erschöpft von der Arbeit und in sehnlicher Erwartung meiner Couch ließ ich mich in einem leeren Viererabteil der U3 nieder.

Bereits eine Station später leisteten mir drei junge Herrschaften Gesellschaft, die trotz sonst völlig leerer U-Bahn gerne ganz eng bei fremden Mitmenschen sitzen wollten.  (Wer kann es ihnen bei 30°C Außentemperatur verdenken?)

Bewaffnet mit riesigen Nudelboxen begannen sie sofort zu speisen und verströmten in der ganzen U-Bahn den Duft von Frittierfett und dickflüssiger chinesischer Soße. Wer das ein paar Stationen durchhält, hat ohnehin schon das Gefühl nun alle Sünden abzubüßen.

Doch ich sollte weiter belohnt werden.

Bedingt durch leicht ruppiges Fahrverhalten des U3-Fahrers schüttelte es meine drei Nudelfreunde samt Boxen hin und her. Da sie dies aber nicht am Weiteressen hinderte, verstreute mein Sitznachbar in regelmäßigen Abständen Essen.

Auf mir wohlgemerkt.

Nach drei Stationen hatte sich bereits so viel Reis in meinem Flipflop angesammelt, dass es sich wie ein sanftes Fußpeeling anfühlte. Nach zwei weiteren Stationen klemmte schließlich eine Sojasprosse zwischen Zehe 3 und 4. Schlussendlich landete auch ein Stückchen knusprige Ente in meinem Schritt.

Auf meinen höflichen Hinweis („Sehr freundlich, ich habe aber schon gegessen!“) wandte sich der junge Herr mir zu und betrachtete die knusprige Ente in meinem Schritt. Nach einminütiger Analyse kam er zu folgendem Schluss: „No,hob i guad troffen!“ und zwinkerte mir verführerisch zu.

Zugegebenermaßen fehlten mir in diesem Moment die richtigen Worte für eine überschwängliche Gratulation. Es blieb beim „Durchaus beachtlich, jetzt bin ich aber satt“.

Mit einem breiten Grinsen, das vermutlich sexy wirken sollte, mich aber eher daran erinnerte, wie wichtig es war, wirklich zwei Minuten die Zähne zu putzen, hob er die Stäbchen an um mir die Ente zu entfernen.

Urplötzlich musste ich aussteigen.

Ob ich dadurch die große Liebe verpasst habe, oder aber einfach nur den nach seiner Aktion vermutlich notwendigen chirurgischen Eingriff zur Entfernung des Stäbchens aus meinem Oberschenkel verhindert hatte?

Wir werden es nie erfahren.

© Eiki

Samstag, 11. August 2012

Baba und foi ned! - Teil 2


Österreicher sind stets charmant und um geeignete Wortwahl bemüht. Wie in kaum einer anderen Nation fühlen wir uns bemüßigt, das Leben und Verhalten anderer Menschen mit Kommentaren zu verschönern.

Eindrucksvoll zeigen sich besonders bei alten Leuten Frohmut und Nächstenliebe als zentrale Werte – wie ich diese Woche am Urban-Loritz-Platz einmal mehr feststellen durfte. 

Schön ist es auf der Welt zu sein.



© Eiki

Dienstag, 7. August 2012

Tag der offenen Tür

Was mich immer schon interessiert hat: warum machen so viele Männer erst nach dem Verlassen der Toilette das Hosentürl zu?
Es ergeben sich verschiedene Interpretationsansätze:
1)    Im Klo ist nicht genügend ZeitUm den Aufenthalt am Urinal so kurz wie möglich zu halten, werden lästige administrative Tätigkeiten wie das Schließen des Hosentürls auf einen späteren Zeitpunkt ausgelagert. Praktisch vor allem dann, weil man sich bei völligem Vergessen beim nächsten Mal sogar das Öffnen erspart. Hier entstehen ungeahnte Effizienzen.

2)    Im Klo ist nicht genügend Platz
Klemmender Zippverschluss, zu kleine Knopflöcher, seltsamer Druckknopf. All das erfordert genervtes Umherspringen, Rütteln und Schnaufen. Am besten funktioniert es also vor der Toilette oder direkt im Restaurant selbst. Dort ist schließlich am meisten Platz.

3)    Man(n) möchte offen deklarieren, gerade gepinkelt zu haben
Freilich ein mit Ruhm (und hoffentlich wirklich nur damit) bekleckerter Zustand, der zweifellos an die Öffentlichkeit gehört. Am besten mit einem gewinnenden Lächeln inklusive Augenzwinkern in Richtung Publikum unterstreichen!

4)    Man(n) möchte auch seine MitmenschInnen am Schließ-Spektakel teilhaben lassen
Mit dankbaren Blicken wissen diese das natürlich sehr zu schätzen. Auch erfreut man sich an den Verrenkungen, die manche Männer dabei durchführen. Um ganz sicher zu sein, dass möglichst viele Leute es mitbekommen einfach kurz stolpern. Der Schwung kann dann auch ideal genützt werden um den Zipp hochzuziehen.
Für optischen Hochgenuss sorgt man(n) vor allem dann, wenn vorm Zumachen noch die Hände gewaschen jedoch nicht getrocknet wurden. Dann ist nach dem Schließen nämlich genau der Schritt nass. Hier ergibt sich erneut breiter Interpretationsspielraum.
Liebe männliche Leser, bitte um Aufklärung!
© Eiki

Samstag, 4. August 2012

U3-Geiselnahme


Es scheint mir, ich ziehe Idiotie magisch an. 

So auch vergangenen Mittwoch, wo ich bei der morgendlichen Anreise in die Arbeit einem Herrn am Bahnsteig begegnete, der sich mit dem Rücken an die Wand presste und ein zusammengeknülltes weißes Tuch im Mund hatte. 

Mit beängstigtem Blick gab er folgende Laute von sich:

„Hüheeee! I hnnn egnee chääähsl“ 

Als er keine Reaktion von seinen Mitmenschen außer leicht befremdlichem Kopfschütteln erhielt, nahm er das Tuch aus dem Mund und versuchte es erneut:

„Hilfeee! Ich bin eine Geisel!“ 

Manche Dinge sollte man einfach nicht hinterfragen…

© Eiki