Dienstag, 13. Februar 2018

Der ganz normale Wahnsinn



Wer täglich mit den Wiener Linien unterwegs ist, erspart sich ja so manche Eintrittskarte zum Zirkus Roncalli. Hier ein kleiner Auszug aus einer ganz normalen Fahrt am Beispiel der U4. 

Station Schwedenplatz
Ein Jugendlicher wirft einem anderen durch den Waggon eine Glasflasche zu. Glasflasche wurde unversehrt gefangen. Fremder Mann klatscht. 

Station Landstraße
Türen schließen nicht, weil jemand im Lichtschranken steht.
Fahrer: „Es gab bereits zweimal die Durchsage den Lichtschranken freizuhalten. I hob Zeit. I muss eh no orbeiten. Aber wenn Sie wohin woin, donn miassns ausweichen, sonst wird’s nix mehr.“
Frau in Eiki’s Waggon glaubt, dass ein neben ihr stehender Mann gemeint ist: „GEHEN SIE ENDLICH ZUR SEITE!“
Mann: „Des bin ned i. I steh ned im Lichtschranken.“
Frau: „Eingebildetes Gesindel.“ 

Station Karlsplatz
Ein laut summender Mann steigt ein und summt Menschen in die Ohren. 
Oma: „Geh, hau di über die Häuser du Varruckter!“ 

Station Margaretengürtel
Jemand schreit arabischklingend in die U-Bahn hinein und rennt dann weg. 

Station Längenfeldgasse
Ehepaar beginnt die Scheidung zu diskutieren.
Sie: „Ich krieg fix die Wohnung!“
Er: „Geh scheißen.“
Sie: „Siehst, genau wegen dem wie du redest geh ich.“
Er: „Geh zu ihn du Hure.“ 
Sie: „Es heißt „ihm“ du Depp.“
Er: „Oida hör auf mit Grammatik. Ich schwör. Nur weil du lesen kannst.“ 

Station Ober St. Veit
Betrunkener Mann grölt Rapid-Chöre durch die U-Bahn. 
Frau: „Na nach dem Ergebnis am Wochenende würd i mi ned als Fan outen.“
Betrunkener (lallt): „Ich bin kein Fan… ich sing nur gern.“

Okay.

© Eiki

Donnerstag, 1. Februar 2018

U-Bahn Telefoniererei

Kurze Personen-Statistik zu meiner heutigen U6 Fahrt um 6h06:

30% lesen „Qualitätszeitungen“ und wollen Ruhe
12% lesen Qualitätszeitungen oder Literatur und wollen Ruhe
30% Handystarren in Ruhe
27% Leere Blicke mit der Hoffnung, angesichts der frühen Uhrzeit irgendwie trotzdem zu überleben, in Ruhe.
1% schwerst gesprächig und mitteilungsbedürftig via Telefon

Die Geschichte dazu:
Das Handy einer Dame (ca. 45) läutet recht nervtötend und mit einem der voreingestellten Standard-Klingeltöne, sodass 4 andere Personen erschrocken nach ihrem Handy kramen.

Dame (hebt nach gefühlten 4min ab): „Hallo. Servus. Grüß dich. Guten Morgen.“ (?)
„Na wie sois ma gehn?“
„Schlecht geht’s ma.“
„I bin hundsmiad.“
„I wü afoch nur mei Ruah.“ (Willkommen im Club)
„Dauernd hot durt wer den Schlapfen offen.“ 
„Geh… Vagiss de!“
„Brauchst da nix erworten.“
„I bin jo außer ogfressen nur ogfressen.“

Wo ist das Funkloch, wenn man es braucht?

© Eiki

Dienstag, 23. Januar 2018

Öffi-Unterhaltungen 18



Unfasslich, aber wahr: es gibt in der U6 einen freundlichen Menschen. Also, eh mehrere vermutlich. Aber einen, der besonders heraussticht.

6h24
Freundlicher Mann „FM“ (ca. 45, Detective-Trenchcoat, Sportschuhe) steht in der U6 beim Eingang und begrüßt einsteigende Menschen.
FM: „Einen wunderschönen guten Morgen!“
Einsteigende Menschen schauen in fassungslos an.

6h27
FM startet auch 2 Stationen weiter einen Versuch.
FM: „Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Leute!“
Älterer Herr: „No, Se san owa sehr freindlich in oller Herrgottsfrüh.“
FM: „Man tut was man kann.“

6h35
Eine Dame steigt aus.
FM: „Ich wünsche Ihnen einen tollen und erfolgreichen Tag!“
Dame (offensichtlich gebürtige Österreicherin) dreht sich mit vernichtendem Blick um und schüttelt den Kopf.
FM: „Alles Liebe!“

6h40
Große Station mit vielen heraus- und hereinströmenden Menschen.
FM: „Super, wie viele hier schon in der Früh Verpflichtungen haben! Ich hoffe, Sie kommen alle gut in die Arbeit!“
Neuzugestiegene schauen verwirrt.

6h42
FM (zu einem jungen Mann): „Ich wünsche einen tollen Arbeitstag! Auf geht’s!“
Älterer Herr von vorhin: „Wieso san Se bitte so freindlich? Is Ihnan ned guad?“

Wien. In zwei Sätzen.

© Eiki