Sonntag, 24. Juni 2012

Aspera Astra


Gestern kam ich seit Längerem einmal wieder in den Genuss mich im Rahmen einer Geburtstagsfeier in einem Lokal aufzuhalten, bei dem erster und letzter Besuch deckungsgleich sind.

Dennoch wachse ich menschlich an solchen Erfahrungen und konnte mein Wissen über das in Wien ansässige Proletentum drastisch erweitern. Freilich möchte ich meinen Lesern meine Erkenntnisse nicht vorenthalten.

Schon beim Betreten des Lokals war die von Anfang an herrschende geschlechtsspezifische Raumaufteilung augenscheinlich. Zusätzlich lassen sich individuelle Verhaltensweisen ausmachen.


Weibchen

Aufenthaltsbereich: rotten sich am Rand im weichen Lounge-Mobiliar zusammen
Kleidungsstil: 
  • Kurz und knapp, am besten aber zu kurz und zu knapp
  • Kleider wo oben und unten alles herausquillt
  • Mut zu Querstreifen
Devise: Wurscht, ich zieh gleich nur ein Leiberl an
Lieblingsbeschäftigungen:
  • Im Stehen nach vorne beugen (Gynäkologe wo bist du?)
  • Eiswürfel von Freundin zu Freundin mit dem Mund weitergeben (Motto: Bakterien dieser Welt vereinigt euch!)
  • 4000 Fotos davon machen
Zitat: WUUHUUUUU!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (und das pro Minute min. 5x)

Männchen

Aufenthaltsbereich: Stehtisch-Bereich in Tanzflächennähe
Kleidungsstil: 
  • ein Gangstakapperl hat noch nie geschadet
  • Rosenkranz
  • Männerausschnitt mit 4 Brusthaaren

Devise: Ich bin Usher, Oida. Oder so.
Lieblingsbeschäftigungen:
  • Lässiges Getränke-Halten mit unrhythmischem Herumwippen
  • Moonwalk-Versuche 3. Grades (mim Popstars-Casting wird’s nix)
  • Blicke in Richtung Weibchen voller Leidenschaft (was dort aber vor allem Leiden schafft)
Zitat: Heee, Süße! Kennst du mich? (Antwort: nein.) Ich dich auch nicht. (Anm.: gut, wäre das auch geklärt…)


Zu guter Letzt möchte ich noch zwei Fragen zur Wahl des Outfits der weiblichen Gäste aufwerfen.





Ist es in irgendeiner Art und Weise sinnvoll, Schuhe zu tragen, mit denen man nur am Boden schleifen kann, weil man sie beim Anheben verliert? Viel wichtiger jedoch: sehe nur ich die Ähnlichkeit zum handelsüblichen Bügeleisen?











Was bewegt dazu, ein viel zu enges Kleid anzuziehen, welches Rillen verursacht, bei der jede Luftmatratze neidisch wird? Und drängt sich auch Ihnen der Vergleich zur Raupe Nimmersatt auf?






Passenderweise besagt das Rücken-Tattoo einer Dame „Aspera Astra“, was so viel bedeutet wie „durch das Raue zu den Sternen“. Weiter entfernt sind mir die Sterne mein ganzes Leben lang noch nicht vorgekommen.

© Eiki

Freitag, 22. Juni 2012

Platznützung Vienna-Style


Für die Lösung mancher Probleme scheint die durchschnittliche menschliche Intelligenz nicht auszureichen. Nach dem Motto ein Bild spricht mehr als tausend Worte, versuche ich hiermit ein mir leider nur zu bekanntes Beispiel dieser Kategorie zu verarbeiten. 

Vielleicht ist auch dem einen oder anderen Leser die nachfolgende Situation nicht völlig fremd.



© Eiki

Montag, 18. Juni 2012

Am letzten Drücker

Heute möchte ich mich gerne den Personen zuwenden, die dem trügerischen Irrtum unterliegen, man könne durch mehrfaches Drücken des Knopfes der Fußgängerampel selbige schneller auf „grün“ umschalten. Werte Betroffene: es bringt nichts. 

Ein besonderes Spektakel bietet sich bei der Ampel Kreuzung Wienerbergstraße/Breitenfurter Straße, wo seit mittlerweile mehreren Jahren eine Fußgängerampel installiert ist, welche bei Rotlicht Sekunden von 80 auf 0 hinunter zählt, um zu verdeutlichen, wann sie auf „grün“ umschalten wird.  

Voreilig mag man nun glauben, ein einfacher Blick Richtung Zeitanzeige würde Hinweis genug sein, wie lang man noch aufs grüne Fußgängerlicht warten müsse. Nein, nein! Wie verrückt hämmern laufend Menschen auf das bei der Ampel angebrachte Kastl für das Blindensignal ein, um die Zeit zu beschleunigen. 

Dass das akustische Blindensignal eigentlich keinerlei Einfluss auf die Grünphase einer Ampel hat, scheint nicht in allen Köpfen eine logische Schlussfolgerung zu sein. Zusätzlich zaubert der dadurch erzeugte schrille Biepton spätestens beim dritten Mal sogar sanftmütigen Menschen Schweißperlen auf die Stirn. Lieber Drücker, wos is?

Zweifelsfrei kann man auch Parallelen zu den Menschen sehen, die beim Aufzug 20x drauf drücken, damit dieser schneller da ist. Ich überbringe nur ungern schlechte Neuigkeiten, aber: auch das ist sinnlos. 

Zu guter Letzt leider noch Bad News für alle Straßenbahnfahrer: Auch in der Straßenbahn bringt ein mehrfaches Drücken auf den Türöffner nichts! Die Bim wird nicht schneller und die Tür geht auch nicht flotter auf!

Wieder einmal kann man nur die Worte weiser Menschen zitieren: Herr, gib‘ mir Geduld. Aber bald. 

© Eiki

Sonntag, 10. Juni 2012

Wien, 27°C, sonnig


Einmal mehr sah ich mich diese Woche österreichtypisch auf offener Straße mit Frohmut, Toleranz und Nächstenliebe konfrontiert.

Warum ich die Erwartungen der werten Dame hinsichtlich Kleidung, die den Außentemperaturen entspricht, nicht erfüllen konnte, ist mir leider unklar.




© Eiki

Sonntag, 3. Juni 2012

Speedy Gonzalez und andere Tiere

Heute wurde mir die Ehre zuteil am 25. Österreichischen Frauenlauf teilzunehmen. Mein Laufteam hatte sich in den vergangenen Wochen verletzungs- und motivationsbedingt von 5 auf 2 reduziert. Ich glaube nächstes Jahr buchen wir lieber einen Senioren-Schwimmkurs.

Schon bei der Ankunft am Gelände fielen mir Schilder wie „noch 25 WCs bis zum Start“ auf. Unbelehrbar schienen sich die meisten Frauen dennoch auf WC 4 bis 1 vorm Start zu fokussieren. Vermutlich stehen sie nur einfach gerne an.

Zur Ablenkung tönten Dinge wie „Sex Machine“, „Voulez-vous coucher avec moi?“ und „I’m too sexy for my shirt“ aus dem Radio. Kurz war ich unsicher, ob ich mich wirklich beim Frauenlauf und nicht doch bei einem Erotiktreffen für Lauffetischisten eingefunden hatte.

Spätestens im Startblock waren diese Sorgen aber vergessen, was vor allem daran lag, dass man mich unerklärlich weit vorne (sprich bei den Schnellen) platziert hatte. Umgeben von Personen, die Gazellen und Geparden ähnlicher waren als Menschen fühlte ich mich …nun ja… bestens aufgehoben. Und es störte mich auch echt nicht, dass einige minutenlang zum Aufwärmen 10cm vor mir herumsprangen. Den Verlust einer Zehe konnte ich glücklicherweise abwenden.

Per Mikro teilte uns die Veranstalterin mit, dass das heurige Frauenlauf-T-Shirt in der Farbe „Himbeerpinkrot“ gehalten war. (Wundert es eigentlich noch irgendjemanden, dass Männer niemals unsere Farbbezeichnungen nachvollziehen können?) Um mich herum trugen aber ohnehin alle das Leiberl ihres professionellen Laufvereins, also war die Info wohl an mich gerichtet.

Nach endlosem Warten kam der Start, was unter meinen tierischen Laufpartnerinnen einen Anfall von Rempeln, Durchdrängeln, „ich bin besser“ und „schleicht’s euch alle“ zur Folge hatte. Blöderweise spornte mich die rasende Gnu-Herde à la König der Löwen irgendwie an und ich lief viel zu schnell los.

Bereits nach 1km passte sich zur Strafe mein Gesicht farblich meinem T-Shirt an und ich schleppte mich nach Luft schnappend weiter. Dies wurde bald belohnt, flog mir doch in Kilometer 3 gemütlich ein saftiges Insekt direkt in den Mund. Bio Sport-Nahrung – ja, natürlich!

Am letzten Kilometer schloss ich dann aber leider erneut mit dem Leben ab. Als ich endlich den Bogen mit der Aufschrift „Ziel“ in der Entfernung entdeckte, legte ich einen Sprint hin. Zugegebenermaßen trübte bei der Ankunft die Tatsache, dass unter „Ziel“ ein Pfeil nach links mit dem Zusatz „nur noch 500m“ platziert war, meine Euphorie etwas.

Irgendwie schaffte ich es aber dann doch und wurde prompt mit einer Medaille und einer Rose mit gefühlten 300 Stacheln belohnt. Frei nach dem Motto „Wer vom Laufen noch nicht fertig genug ist, soll zumindest auf der Handfläche Schmerzen spüren“.

Bekanntlich geht der Schmerz aber und der Stolz bleibt. Leider überwiegt gerade der Schmerz. Vielleicht ist der Senioren-Schwimmkurs doch die bessere Idee.

© Eiki