Sonntag, 6. März 2011

Beware of the Ticketschalter

Zu Monatsbeginn wollte ich pflichtbewusst und vorbildlich ein Semesterticket der Wiener Linien erstehen, um damit dann wieder bis Ende Juni kein Schwarzfahrer zu sein. Zugegebenermaßen erscheint mir dies bis zu einem gewissen Grad völlig unnötig, da man ohnehin nur so selten kontrolliert wird, dass man als Ticketbesitzer eigentlich draufzahlt und sich daher fast schon ein bisschen blöd vorkommt, nicht auf die Risiko-Variante zu setzen. Aber wie dem auch sei…

Für die Ausstellung eines Semestertickets für Studenten ist das ausgefüllte Semesterticket-Antragsformular erforderlich und alle, die schon einmal „Asterix erobert Rom“ gesehen haben und Passierschein A38 kennen, können sich die damit verbundenen Strapazen nun schon vorstellen. Da bekanntermaßen alle Leute bis zum letztmöglichen Termin zuwarten um ihr Ticket zu besorgen und daher mit einer langen Warteschlange am Ticketschalter zu rechnen war, wollte ich mir selbst sowie meinen noch unbekannten Warteschlangenbegleitern ein wenig Zeit ersparen, das Formular daher daheim aus dem Internet ausdrucken und schon vorab ausfüllen.

Mit stolzgeschwellter Brust näherte ich mich dann am besagten Tag voller Vorfreude mit bereits ausgefülltem Formular dem Schalter und überreichte der zuständigen Dame selbstsicher alle Unterlagen. Mit gierigem Blick nach Komplimenten angesichts meiner Mitdenk-und-schon-vorab-Ausdruck-Großtat haschend beobachtete ich gebannt die Begutachtung des Formulars. Da hebt sich auch schon der Kopf der Dame und ich vernehme die mit genervtem Unterton versehenen Worte: „Ausschneiden hätten S‘ ‘as scho kennan!“ Völlig perplex klappt mein Mund auf und ich stottere irgendwas von: „Was? W-w-warum? Wieso ausschneiden?“. „Najo, oiso, des Format von dem Formular is quart. Und sie hom des jez auf A4 ausdruckt. Beim nächsten Moi bitte beachten!“. Auf meine Frage, warum das so wichtig sei, bekomme ich noch die Antwort: „Des is hoid so. Bei uns is des ollas in quart.“ Mir in Gedanken das Wienerlinien-Hauptquartier voller Quartzettel, -ordner und -regale bis hin zum Quartschnitzel in der Kantine vorstellend zahle ich erniedrigt.

Auf der Rolltreppe runter zur U-Bahn stelle ich mir schließlich fassungslos die Frage, ob das wirklich alles gerade passiert sein kann. Gut, zugegebenermaßen waren meine Erwartungen fast unerreichbar hoch. Ja, und ich habe wirklich auf schändlichste Art und Weise einfach so völlig blauäugig auf ein A4-Blatt ausgedruckt. Aber ich ziehe meine Lehre aus der Sache und werde das nächste Mal wieder durch Vorort-Ausfüllen die ganze Partie aufhalten. So eine Unpässlichkeit kann ich mir einfach nicht nochmal erlauben.

© Eiki