Freitag, 4. Februar 2011

Zug fährt ab

Hach… Das waren noch Zeiten als man gerade noch in die U-Bahn huschte und diese dann mit einem unverständlichen jedoch wärmenden „ZAPPPZARRRAAAPP!“ die Türen schloss und losfuhr. Heute wird man von einer dominanten Frauenstimme noch bei offener Tür darauf hingewiesen, dass man nun gefälligst zurücktreten möge. Ist der Zug dann erst mal in Bewegung kommt noch der zuvorkommende Hinweis: „Zug fääährt ab“, bei dem ich mir jedes Mal die Frage stelle, wen das noch interessiert, wenn der Zug schon in Bewegung ist.

Was bin ich froh, dass mich zumindest die U-Bahn-Chauffeure durch ihre Durchsagen von solch beunruhigenden Gedanken wegtreiben: Und zwar in der U3 Richtung Simmering, welche soeben am Westbahnhof stehen bleibt. Die Türen gehen auf, tausende Menschen strömen rein und raus und ich umklammere meine Tasche, damit diese im Strudel in die Freiheit nicht mitgerissen wird und lehne mich Schutz suchend an die Glasscheibe der gegenüberliegenden Tür. Nach einiger Zeit wird der Strudel weniger, jeder Einstieg wird von mindestens einem Kinderwagen blockiert und der Zug ist abfahrbereit (ehem. zappzarrraaappbereit).

Doch was ist das? Mitten in der Türe steht ein schmusendes Pärchen - er drinnen, sie draußen – das einfach nicht voneinander lassen kann. Der nicht enden wollende und bereits von allen Fahrgästen mit mürrischem Auge begutachtete Zwischen-Tür-Kuss sorgte für sanftes Geraune im Abteil, das zunehmend ärgerlicher wurde. Eine ältere Dame setzte gerade zu einem grantigen „Die Jugend von heute…“-Monolog an. Doch plötzlich: DINGDONG!!! „Eine dringende Durchsage, bitte! Es ist zwar wirklich sehr schön und rührend mit anzusehen, dennoch ersuche ich das Pärchen in Waggon 2 das leidenschaftliche Schmusen nun zeitnahe zu beenden!“ Und als beide erstaunt aufblicken, ob nun wirklich sie angesprochen seien: „Ja, richtig, gut erkannt, Sie sind gemeint. Verabschieden Sie sich bitteschön. Muss ja nicht für immer sein!“

© Eiki