Dienstag, 15. November 2011

Geschickt angestellt

Wir alle kennen es uns mit einem mehr oder weniger gefüllten Wagerl der Kassa zu nähern und mulmig nach der kürzesten Schlange Ausschau zu halten. STOPP! Wer die Warteschlange nur nach der Länge auswählt, braucht sich nicht zu wundern, dass es überall anders viel schneller geht. Das geschulte Auge wählt die Warteschlange nämlich nicht nach Länge sondern nach Qualität aus.

Um die qualitativ hochwertigste Schlange zu wählen, platzieren Sie Ihr Wagerl an einem gut strukturierten Übersichtspunkt, von dem aus Sie sich einen Überblick über alle Warteschlangen verschaffen können. Es gilt drei Sorten von Menschen zu vermeiden. 

Erster Schritt ist die meist recht einfache Identifikation von Dodeln. Befindet sich in einer Schlange mehr als eine Person, bei der man sich spontan die Frage stellt, wieso diese überhaupt alleine auf die Straße gehen geschweige denn ohne Sachwalter einen Supermarkt betreten darf, so ist diese Schlange allenfalls zu meiden. Dümmliches Grinsen, mehrere Zahnlücken und zerzauste fettige Haare können für Anfänger als erste Orientierungspunkte dienen.

Die überschlagsmäßige Berechnung des Altersdurchschnitts der Warteschlangen ist der nächste Schritt. So gilt es beispielsweise ältere Personen, die ihr Minibörserl schon hervorgekramt haben, zittrig statt der Kundenkarte die E-Card hergeben und dann die Kassiererin nach erfolglosem Münzkramen, die 14,63€ in Kupfermünzerln selbst raussuchen lassen, nach Möglichkeit zu vermeiden. 

Sollten Sie in der Mittagspause nur rasch ein Weckerl einkaufen wollen, so wundern Sie sich bitte nicht über den hohen Altersschnitt. Dass es tatsächlich alte Leute gibt, die obwohl sie prinzipiell den ganzen Tag Zeit hätten genau in der Mittagspause von arbeitenden Menschen einkaufen gehen müssen und dann mit einem Chappi-gefüllten Wagerl hinkend ihren Großeinkauf mit der Seelenruhe des Dalai Lama aufs Förderband hieven, ist nicht nur unverständlich, es setzt auch einen gewissen Grad an Freude am Leid anderer Menschen voraus.

Im letzten Schritt bitte ich Sie, die Wagerl auf Ordnung zu begutachten. Menschen, die in ihrem Wagerl die Waren nach Produktgruppen, Größe oder sogar Preis penibelst geordnet haben, sind seltsam und zu umgehen. Nicht selten hegen sie nämlich das unverständliche Bedürfnis, auch am Förderband selbige Ordnung mit großem Zeitaufwand herzustellen um sich dann ganze 30sek daran erfreuen zu können. So kam ich erst vor ein paar Tagen aufgrund des unbedachten Anstellens in den Genuss einer Dame zuzusehen, die ihre Joghurts im Wagerl sogar nach Farbe sortiert hatte. Sie überlegte geschlagene 20sek, ob sie die Schokoschirmchen in diamantweiß oder doch polarsilber zuerst am Förderband anordnen sollte. Beim ebenso zeitaufwändigen sortengerechten Wiedereinordnen ins Wagerl rechnete ich schließlich mit einem mehrtägigen Aufenthalt an der Kassa und begann bereits leere Obstschachteln als Übernachtungsmöglichkeit auszuwählen.

Das simple Geheimnis ist also:
Niedriger Altersschnitt
+ wenig Dodeln (keine Dodeln ist gerade in Österreich schier unmöglich)
+ keine Menschen mit Ordnungs-, Farb-, Zug- oder sonstigen Zwängen
= schnelle Kassa.

Angesichts der Tatsachen, dass die Bevölkerung zunehmend älter wird und auch die Zahl der Dodeln mit jedem Tag rasant zuzunehmen scheint, ist eine zeitnahe Vorbereitung notwendig. Beginnen Sie am besten schon bei Ihrem nächsten Einkauf mit dem Training. 

Sie werden es brauchen.

© Eiki