Montag, 1. Oktober 2012

Schleim, schleim

Es wird jetzt wieder kühler und die Schnupfenzeit beginnt. 

Mit der laufenden Nase fängt aber auch wieder das Niesen, Röcheln und Räuspern an, was einem an keinem anderen Ort so bewusst wird, wie in öffentlichen Verkehrsmitteln.


Hatschi hier, Husthust dort. Zu den ganzjährig auftretenden Schleimern gesellen sich nun auch wieder Verschleimte hinzu. 

Ein „Eiki, moch da ned in’d Windel, nur weil ana verschleimt is“ lass ich übrigens nicht gelten. Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen verschleimt sein und Halb-Wien daran teilhaben lassen. 

Ganz Zivilisierte gehen dem ungestörten Schleim-Abbau auch gerne lautstark in der Stoßzeit nach. Hocherfreut wische ich immer noch Tröpfchen von meinen Stirnfransen.

Besonders angetan hatte es mir aber ein Anzugträger mittleren Alters, der durch affenähnliche Ur-Geräusche versuchte, Herr des Schleims in seinem Rachen zu werden. Ganze sechs U-Bahn Stationen kämpfte er würgend und aufziehend, bis sogar eine junge Frau verstört den Sitzplatz wechselte. 

Ich weiß, in anderen Kulturen ist das das geringste Problem. Dort findet man gerade mit Körpergeräuschen, -säften und -düften verschiedenster Art Anerkennung und Ruhm. 

Nur: Können wir uns das in Wien vielleicht vorerst noch gegenseitig ersparen? Und können wir bitte in öffentlichen Verkehrsmitteln versuchen, wenigstens nicht auch noch durch Rotzen und Würgen wie Neandertaler zu wirken (auch wenn es so Manchem aus anderen Gründen nicht gelingt)?  

Es wäre mir wirklich ein Anliegen.

© Eiki

Montag, 24. September 2012

Frag Eiki! 6

Leser Sebastian W. hat folgende Frage:
Liebe Eiki, immer öfter begegne ich in letzter Zeit Menschen, die banale Wörter nicht richtig aussprechen können. So wundere ich mich über Konstruktionen wie „Intresse“ oder „Familllijäh“. Wohin soll das führen?
Lieber Sebastian,
gut, dass du das ansprichst. Auch ich wundere mich gelegentlich darüber und kenne ebenfalls Leute, die voller Überzeugung „Intresse“ und „Familllijäh“ sagen.
Leider scheint es sich nicht um Einzelfälle zu handeln, wie die Erfahrung zeigt.
Nachfolgend weitere Wörter, die nur in Ausnahmesituationen richtig ausgesprochen werden:
Desinfizieren: Mit nobel hochgezogener Augenbraue spricht man vor allem in Wien zumeist von „desinfissszieren“. Eigentlich war ich ja überzeugt, dass keine Steigerung mehr möglich wäre. Zuletzt wurde ich dann aber eines Besseren belehrt:  „desssinsssfissszieren“ gibt’s auch noch.
Provisorisch: Ein Wort – viele Lösungswege. Ob „prowwessarisch“, „proffessorisch“ oder sogar
„prowesorsch“ (!!) – wir sind intelligent und zeigen es auch.
Parallel: Auf dubiose Art und Weise nimmt auch dieses Wort regelmäßig ungeahnte Formen an. Angefangt von paralelllll ist alles möglich. Besonders beliebt scheinen: "bararrrelll"  und "ballerell".
Sonderfall Superlativ: Nach dem Motto „einmal steigern geht sicher noch“, wird jedes Wort in den Superlativ versetzt. So ist man plötzlich der „Einzigste“ oder gar die „Alleinste“. Erst letztens war eine Colaflasche beim Merkur laut einer jungen Dame sogar die „größteste“.
Sebastian, mach dir nichts draus. Immer dann wenn man glaubt, das Maximum wäre erreicht, legt einer noch eins drauf. So lauschte ich vor kurzem folgender spannenden Aussage:
„Beim ersten Date ins Kino gehen is ja ur null achthundert“
Gemeint war 08/15. Muss da wurscht sein.
Also: Ohren zu und durch!
Unfassliche Grüße
© Eiki

Montag, 17. September 2012

Sagen Sie bitte "JA"

Wir alle kennen automatische Telefonansagen mit „wenn Sie etwas über unsere Produkte erfahren möchten – drücken Sie 1“, „wenn Sie Fragen zu ihren Kosten haben – drücken Sie 2“, „wenn Sie nicht wissen, wozu Sie eigentlich Fragen haben und gar nichts bisher auch nur annähernd passend geklungen hat – legen Sie auf, wir mögen Sie nicht.“….
Noch schöner ist es allerdings, wenn man sich nicht durch Tastendruck verständigen muss, sondern durch Worte. Hier entledigt man sich effektiv lästigen Anrufern, die schon vorab ungeduldig das Handtuch bzw. das Handy werfen.
Kleines Beispiel aus meinem Leben - Anruf bei Internetservice-Stelle:
Automatische, leicht metallisch klingende Frauenstimme (ALMKFS): „Herzlich Willkommen, wenn Sie Probleme mit Ihrer Internetverbindung haben, sagen Sie bitte „JA“…“
Eiki: „Ja.“
ALMKFS: „Icch hha-be Sie ni-icht ve-er-sta-nden. Wenn Sie Probleme mit Ihrer Internetverbindung haben, sagen Sie bitte „JA“…“
Eiki: „JA!“
ALMKFS: „Icch hha-be Sie ni-icht ve-er-sta-nden. Wenn Sie…“
Eiki: „JAAAAAAAA!“
ALMKFS: „Danke für Ihre Antwort. Sie haben KEI-EINE  Probleme mit Ihrer Internetverbindung. Wenn Sie Fragen zu Ihrem Tarif haben, sagen Sie bitte „JA“…“
Eiki: „NEIN! Herst…“
ALMKFS: „Icch hha-be Sie ni-icht ve-er-sta-nden. Wenn Sie Fragen…“
Eiki: „NEI-EN“
ALMKFS: „Icch hha-be Sie ni-icht ve-er-sta-nden. Wenn Sie Fragen…“
(Eiki hämmert wütend auf alle Tasten)

ALMKFS: „Willkommen bei XYZ, Sie werden in Kürze mit einem Mitarbeiter verbunden.“
Geht ja.
© Eiki

Dienstag, 11. September 2012

Öffi Unterhaltungen 1

Mein Talent für das Antreffen mehr oder weniger gesellschaftsfähiger Personen in öffentlichen Verkehrsmitteln ist ja mittlerweile bekannt. Inzwischen übertrage ich diese Fähigkeit aber auch an Freunde, die mir ebenfalls von Erlebnissen berichten.
Gerne lasse ich die Menschheit wieder an den diversen Erfahrungen der vergangenen beiden Wochen teilhaben.

Di, 28.08. 17:53 Uhr – Eiki im 18er
Junge Dame schreit quer durch die Straßenbahn: „Oida in da Bim is es so wie im Film „Die Mumie!“. Genau wenn sie die Pyramiden aufmachen! I pock’s ned“.
Danke für diesen Input.

Mi, 05.09. 09:23 Uhr – Alex in U1
Älterer Mann beginnt sich seines Publikums erfreuend mit folgendem Monolog: „Oida hau di afoch in Kanal. Do gheast hi wie de Ratten! I sog da wos: I wor mei gonzes Leben long grod. I sog jetzt ned „nett“ oba i wor grod“.
Auch hier kann man nur gratulieren.

Sa, 08.09. 15:04 Uhr – Eiki im 49er
Mann spricht zu sich selbst: „Do hob i a Bier gsoffen. KONNST DU LEISER REDEN?!?!?!?! NAAAA KONN I NED! I hob afoch a Bier gsoffen! Herst schrei ned a so! I SCHREI ÜWAHAUPT NED!“
Gollum für Fortgeschrittene.

Doch nun mein persönlicher Favorit, der an Intellekt kaum zu übertreffen scheint:
Sa, 01.09. 02:46 Uhr -  Eiki in U3
Mann steigt ein, setzt sich hin und wendet sich sofort kompetent mir zu:
„Warum ist der Mensch keine Made?“ (Leicht verwirrter Blick seitens Eiki) „Na, warum?! Überleg einmal!!! Warum ist der Mensch wirklich keine Made?!?! Das Geheimnis ist ein genetischer Code, der erst dann wirksam wird,  wenn der Mensch stirbt. Dann bilden sich Maden. Warum also ist der Mensch keine Made???“ (Zwischenruf Eiki angesichts fortgeschrittener Uhrzeit weniger kreativ: „aha“) „Ich sag' dir's: Der Vater schenkt dem Kind Vertrauen. Und dann kontrolliert er es doch! Aber wie man so schön sagt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. In diesem Sinne, gute Nacht!“

Langsam frage ich mich wirklich, was mir die Menschheit mit solchen Propheten mitteilen möchte…
© Eiki

Mittwoch, 5. September 2012

Fuß-Gänger

Angesichts der vergangenen Wochen wundert es mich wirklich, dass ich überhaupt noch gerade gehen kann, so oft wie mir Leute auf meine Füße steigen. Allein in den letzten Tagen wurde ich 3x Opfer von Fußattacken und stelle langsam meine Füße in Frage.
Mit Schuhgröße 40 hatte ich eigentlich gehofft, noch nicht zu große Latschen zu haben, über die jeder drüber fliegt. Wiederkehrende Tritte anderer Menschen belehren mich jedoch eines besseren.
Wenn es mir mit Größe 40 schon so geht, frage ich mich ernsthaft, wie es Männer, die auf wirklich großem Fuße leben, verletzungsfrei durch den Tag schaffen…
Interessanterweise erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass einem jemand drauf steigt drastisch je instabiler der eigene Schuh ist. So ist man mit dicken Bergschuhen sicher, Flipflops bieten jedoch für viele Mitmenschen ein unumgängliches Hindernis.
Auch erfreue ich mich an Leuten, die es dermaßen über meine Füße drüber haut, dass sogar der Zehennagellack abgeschliffen wird. Vielleicht wird dies in Zukunft den Nagellackentferner komplett ersetzen.
Besonders angetan hat es mir allerdings eine Dame mittleren Alters, die mir in der Bim mit Schwung auf die Zehen stieg. Meinem „Aua!“ begegnete sie gekonnt mit „Oh! Gott sei Dank war‘s nicht ganz!“. Als ein überschwänglicher Dank meinerseits ausblieb, wandte sie sich kopfschüttelnd ab.
Mir war völlig entgangen, dass man neuerdings Danke sagen muss, wenn einem jemand nicht voll drauf steigt oder komplett niederrempelt. Peinlich.
Um mir keinen erneuten Fauxpas zu leisten, ziehe ich nun in weiser Voraussicht bei jeder Gelegenheit meine mittlerweile blauen Zehen ein. Wenn es so weiter geht habe ich eh dank anatomischer Umformungen bis nächstes Jahr nur noch Größe 38.
Die letzte Hoffung: blauer Nagellack wird mal modern…
© Eiki

Sonntag, 26. August 2012

"De Trotteln" oder "Mein Leben als Rapidfan"


Interview mit Wäudl S.
 

Eiki: Grüß dich, Wäudl! Ich hoff, ich sprech deinen Namen proletarisch genug aus…?

Wäudl: Serwas. Wäudl is Wäudl sog i nur.

Eiki: All clear. (blickt verstört herum) So… Wäudl… Erzähl mal, wie oft gehst du eigentlich so auf Rapidmatches?

Wäudl: (verhindert ein Aufstoßen mit beiden Händen vorm Mund) Oiso i bin eigentlich komma sogn bei an jedn Match dabei. Und bsoffn. Oft waaß i donn gorned, wias übahaupt valurn hom, wö gwinna dua ma e nix. De Trottln. Do muasst jo saufn. (erneutes Aufstoßen) Oba i sog da ans, Eigi oda wirst haaßt: Rapid des is mei Lebn!

Eiki: Poetisch gesprochen, Wäudl. Was gefällt dir an Rapid?

Wäudl: (rülpst endgültig) Na des is a so: Rapid des is wos Schenes! A Familije quasi. Waaßt, do wochst auf in da Fruah und do waaßt, heit is a Match und du siagst deine Habara wieda!

Eiki: Siehst du deine …ähm… Haberer sonst nicht?

Wäudl: Na oja. Beim Wirtn. Wieso jezan?

Eiki: Öh…wuascht. Du wolltest grade erzählen…

Wäudl: Jo herst, loss mi ausredn! (geht kurz haas. Weiß aber nach wenigen Sekunden nicht mehr, warum eigentlich und beruhigt sich wieder) I hob jo a Rapid-Tschelleeee.

Eiki: Tschuldige, ein was?

Wäudl: (genervt) A Tschelleeee! A Jeans-Tschelleee. Mit lauta Aufnähern. Mit Rapid is supa und Tod und Hass dem FKK. (wundert sich kurz, ob das jetzt richtig war. Verwirft den Gedanken nach 0,2 Sekunden) Alleeeeee Allleeeeee Allleeeeee

Eiki: (kann dem intellektuellen Gespräch nicht mehr folgen und versucht dies durch Fragen zu vertuschen) Gefallen dir die Sprechchöre?

Wäudl: de san supa! Do bin i jeds Moi dabei! Des mit der Allee vasteh i zwor ned, oba mitsingan wonnst fett bist is fix. Und i bin imma fett. So wia de Schiris. De Säue. (schreit unmotiviert laut heraus) SCHIRI DU OASCH!

Eiki: (geschockt) Aber Wäudl! Reiß‘ dich zusammen! So redet man doch nicht!

Wäudl: (hat den Gedanken von vorhin schon vergessen) Alleeee allleeeeeee

Eiki: Aha. Auf welcher Tribüne findet man dich immer so?

Wäudl: Auf da West, oida! Des is kloa! Do fress i a Wiaschtl und sauf zwa Bier. Oda drei. Donn geh i amoi eine. Donn sing i mit. Und kauf ma no a Bier! Des schitt i donn obe auf de Trottln.

Eiki: (ungläubig) Aber wertvolles Bier verschütten?

Wäudl: Na sicha, wonns an Schaas spün, schitt i’s obe! Und de Trottln, de deppaten, de spün imma an Schaas! Letztes Moi hob bin i e zum Training gonga, damit i erna des amoi sogn konn! De wissn des jo gorned, wos fir an Schaas zomspün…

Eiki: (überrascht) und wie hast du ihnen das gesagt?

Wäudl: I bin zube gongan zum Schöttel. Donn hob i gsogt: „Peda!“ jo, des hob i gsogt „Peda! Mit Valaub… Es seids olle deppat. Und du, du bist a Trottl.“

Eiki: Charmant!

Wäudl: (rülpst kurz auf die Seite) Schulz! so bin i. Oba muasst da denken, der mocht jezan sicha wos draus. (schlatzt eine vorbeigehende Taube an) Wonn i ned einegeh zum Training und erm sog, wos Soche is, der waaß des jo ned!

Eiki: Ohne Zweifel. (kratzt sich verstört am Hinterkopf) Eine andere Frage: viele Rapidfans gerade auf der Westtribüne werden oft als rechtslastig bezeichnet. Wie stehst du dazu?

Wäudl: Oiso i steh eigentlich immer hinten in da Mittn. Do komma bessa des Bier obe schittn! (zieht Rotz so weit in die Nebenhöhlen auf, dass es ihn kurz reißt) Herrlich.

Eiki: Nagut, Wäudl. Unsere Gesprächszeit neigt sich (kreuzt die Finger hinter dem Rücken) leider dem Ende zu. Was möchtest du noch loswerden?

Wäudl: I mechat no sogn: es san vü zweng Nockerte am Match. De Weiba ziagn se o wia im tiafsten Hochwinta! (drückt ein Wimmerl am Oberarm aus) Und i man, i bin a attraktiver Monn! I wü Haut sehn. Des hob i ma vadient, ned wohr?

(das Gespräch fand ein abruptes Ende)

© Eiki

Dienstag, 14. August 2012

Asia-Flirt

…uuuund wieder kann ich von neuen U-Bahn Erlebnissen berichten.

Erschöpft von der Arbeit und in sehnlicher Erwartung meiner Couch ließ ich mich in einem leeren Viererabteil der U3 nieder.

Bereits eine Station später leisteten mir drei junge Herrschaften Gesellschaft, die trotz sonst völlig leerer U-Bahn gerne ganz eng bei fremden Mitmenschen sitzen wollten.  (Wer kann es ihnen bei 30°C Außentemperatur verdenken?)

Bewaffnet mit riesigen Nudelboxen begannen sie sofort zu speisen und verströmten in der ganzen U-Bahn den Duft von Frittierfett und dickflüssiger chinesischer Soße. Wer das ein paar Stationen durchhält, hat ohnehin schon das Gefühl nun alle Sünden abzubüßen.

Doch ich sollte weiter belohnt werden.

Bedingt durch leicht ruppiges Fahrverhalten des U3-Fahrers schüttelte es meine drei Nudelfreunde samt Boxen hin und her. Da sie dies aber nicht am Weiteressen hinderte, verstreute mein Sitznachbar in regelmäßigen Abständen Essen.

Auf mir wohlgemerkt.

Nach drei Stationen hatte sich bereits so viel Reis in meinem Flipflop angesammelt, dass es sich wie ein sanftes Fußpeeling anfühlte. Nach zwei weiteren Stationen klemmte schließlich eine Sojasprosse zwischen Zehe 3 und 4. Schlussendlich landete auch ein Stückchen knusprige Ente in meinem Schritt.

Auf meinen höflichen Hinweis („Sehr freundlich, ich habe aber schon gegessen!“) wandte sich der junge Herr mir zu und betrachtete die knusprige Ente in meinem Schritt. Nach einminütiger Analyse kam er zu folgendem Schluss: „No,hob i guad troffen!“ und zwinkerte mir verführerisch zu.

Zugegebenermaßen fehlten mir in diesem Moment die richtigen Worte für eine überschwängliche Gratulation. Es blieb beim „Durchaus beachtlich, jetzt bin ich aber satt“.

Mit einem breiten Grinsen, das vermutlich sexy wirken sollte, mich aber eher daran erinnerte, wie wichtig es war, wirklich zwei Minuten die Zähne zu putzen, hob er die Stäbchen an um mir die Ente zu entfernen.

Urplötzlich musste ich aussteigen.

Ob ich dadurch die große Liebe verpasst habe, oder aber einfach nur den nach seiner Aktion vermutlich notwendigen chirurgischen Eingriff zur Entfernung des Stäbchens aus meinem Oberschenkel verhindert hatte?

Wir werden es nie erfahren.

© Eiki

Samstag, 11. August 2012

Baba und foi ned! - Teil 2


Österreicher sind stets charmant und um geeignete Wortwahl bemüht. Wie in kaum einer anderen Nation fühlen wir uns bemüßigt, das Leben und Verhalten anderer Menschen mit Kommentaren zu verschönern.

Eindrucksvoll zeigen sich besonders bei alten Leuten Frohmut und Nächstenliebe als zentrale Werte – wie ich diese Woche am Urban-Loritz-Platz einmal mehr feststellen durfte. 

Schön ist es auf der Welt zu sein.



© Eiki

Dienstag, 7. August 2012

Tag der offenen Tür

Was mich immer schon interessiert hat: warum machen so viele Männer erst nach dem Verlassen der Toilette das Hosentürl zu?
Es ergeben sich verschiedene Interpretationsansätze:
1)    Im Klo ist nicht genügend ZeitUm den Aufenthalt am Urinal so kurz wie möglich zu halten, werden lästige administrative Tätigkeiten wie das Schließen des Hosentürls auf einen späteren Zeitpunkt ausgelagert. Praktisch vor allem dann, weil man sich bei völligem Vergessen beim nächsten Mal sogar das Öffnen erspart. Hier entstehen ungeahnte Effizienzen.

2)    Im Klo ist nicht genügend Platz
Klemmender Zippverschluss, zu kleine Knopflöcher, seltsamer Druckknopf. All das erfordert genervtes Umherspringen, Rütteln und Schnaufen. Am besten funktioniert es also vor der Toilette oder direkt im Restaurant selbst. Dort ist schließlich am meisten Platz.

3)    Man(n) möchte offen deklarieren, gerade gepinkelt zu haben
Freilich ein mit Ruhm (und hoffentlich wirklich nur damit) bekleckerter Zustand, der zweifellos an die Öffentlichkeit gehört. Am besten mit einem gewinnenden Lächeln inklusive Augenzwinkern in Richtung Publikum unterstreichen!

4)    Man(n) möchte auch seine MitmenschInnen am Schließ-Spektakel teilhaben lassen
Mit dankbaren Blicken wissen diese das natürlich sehr zu schätzen. Auch erfreut man sich an den Verrenkungen, die manche Männer dabei durchführen. Um ganz sicher zu sein, dass möglichst viele Leute es mitbekommen einfach kurz stolpern. Der Schwung kann dann auch ideal genützt werden um den Zipp hochzuziehen.
Für optischen Hochgenuss sorgt man(n) vor allem dann, wenn vorm Zumachen noch die Hände gewaschen jedoch nicht getrocknet wurden. Dann ist nach dem Schließen nämlich genau der Schritt nass. Hier ergibt sich erneut breiter Interpretationsspielraum.
Liebe männliche Leser, bitte um Aufklärung!
© Eiki

Samstag, 4. August 2012

U3-Geiselnahme


Es scheint mir, ich ziehe Idiotie magisch an. 

So auch vergangenen Mittwoch, wo ich bei der morgendlichen Anreise in die Arbeit einem Herrn am Bahnsteig begegnete, der sich mit dem Rücken an die Wand presste und ein zusammengeknülltes weißes Tuch im Mund hatte. 

Mit beängstigtem Blick gab er folgende Laute von sich:

„Hüheeee! I hnnn egnee chääähsl“ 

Als er keine Reaktion von seinen Mitmenschen außer leicht befremdlichem Kopfschütteln erhielt, nahm er das Tuch aus dem Mund und versuchte es erneut:

„Hilfeee! Ich bin eine Geisel!“ 

Manche Dinge sollte man einfach nicht hinterfragen…

© Eiki

Dienstag, 31. Juli 2012

Müll Management für Fortgeschrittene


Immer wieder erfreue ich mich in der U-Bahn an geistreichen Unterhaltungen. Besondere Sympathie erntete vergangenes Wochenende ein Mann um die dreißig, der ein leeres Zigarettenpackerl einfach in der U-Bahn am Boden warf. Es ergab sich ein Gespräch.

Eiki: „Schade, dass Sie das Packerl nicht in einen Mistkübel werfen…“
Mann: „Siehst irgendwo an Mistkübel, oida?“
Eiki: „Nein, (oida), aber draußen am Bahnsteig warten sogar mehrere!“
Mann: „Ja, aba schau, ich mach das nur, damit die Leute, die da putzen, Arbeit haben. Die ham ja sonst den ganzen Tag nichts zu tun.“
Eiki: „Gute Einstellung. Deinem Argument zufolge müsste man auch Leute umbringen, damit die Polizei immer was zu tun hat.“

Nach zwei weiteren Minuten der Diskussion („Na, herst, du verstehst es nicht. Das MUSS man machen! Ich arbeit‘ auch hier als Reinigungskraft. Ich weiß, dass wir sonst nichts hackeln…“) wandte ich mich schließlich ab, da kein Argument zu fruchten schien. 

Nachdem der werte Herr weitere fünf Minuten auf mich eingeredet hatte (Best of: „Du sagst deine Argumente, oida, aber verstehen tu ich sie nicht!“) begann ich teilnahmslos aus dem Fenster in den schwarzen U-Bahn-Schacht zu starren. Dies hielt ihn leider nicht davon ab weiter zu sprechen. „Wenn du’s mir genau erklärst, dann kann ich endlich checken, was dich stört!“ (Stimmt, war ja noch nicht eindeutig genug…) 

Schließlich musste er (leider) aussteigen. Kurz vorm Ausgang wandte er sich noch einmal mir zu: „Herst oida, diese Diskussion hast du gewonnen.“

Dass das Zigarettenpackerl am Boden liegen blieb schmälerte meinen Erfolg allerdings etwas. Vermutlich werde ich nie verstehen, was die Menschheit daran hindert, ihren Müll einfach in einen Mistkübel zu befördern…

© Eiki

Mittwoch, 25. Juli 2012

Baba und foi ned! - Teil 1

Jeder der schon einmal bei Verabschiedungen anderer Menschen mitgehört hat, dem wird die eine oder andere interessante Wortmeldung nicht entgangen sein. Um meine persönlichen Highlights zu schildern, starte ich hiermit eine neue Serie zum Thema.

Bei der spätabendlichen Rückkehr von einer Veranstaltung trennten sich direkt hinter mir die Wege dieser zwei jungen Damen. Es geht doch nichts über eine positive Lebenseinstellung.



© Eiki

Montag, 16. Juli 2012

"Gib Gummi" mal anders


Folgende Situation möchte ich niemandem vorenthalten:

Bei einem nächtlichen Lokalbesuch verfolgte der Veranstalter – wie in Wien sehr häufig – die Taktik „wie viele Personen passen übereinandergestapelt in meinen Club?“. Mit aller Kraft versuchte ich, mich durch die Massen durchzuwurschteln. Äußerst erfolgreich:

Als bekennender Verletzungs-Magnet (selbst Betreten von Räumen ohne Detonation am Türstock nur in Ausnahmesituationen möglich) gelang es mir binnen weniger Minuten, mir an einer Glasscherbe die große Zehe aufzuschneiden.

Vor meinem inneren Auge spielten sich bereits Amputations-Szenarien ab. Rasch suchte ich einen Sitzplatz um die Wunde zu begutachten. Erleichtert stellte ich fest, dass ich heute keine Zehe mehr verlieren würde und lehnte mich entspannt zurück. Leider war die Entspannung nur von kurzer Dauer, steuerte mich doch ein fremdes Männchen (M) an.

M: „He, soll ich dir die Füße massieren?“
Eiki: (gerade noch erleichtert über die ausbleibende Amputation, jetzt schon wieder verwirrt) „Öhm… danke, vorerst kein Bedarf.“
M: (blickt auf die Füße herab) „Sexy Legs, oida!“
Eiki: (das „oida“ ignorierend) „Vielen Dank. Jetzt grad aber weniger sexy mit aufgeschnittener Zehe…“
M: (plötzlich in seinem Element) „Soll ich Erste Hilfe leisten?“
Eiki: (sieht sich schon am Boden beatmet werden) „Glaub es geht auch so.“
M: „He! Ich war beim Roten Kreuz und weiß, was man da machen muss. Ich kann dir meinen Kaugummi draufpicken! Das desinfisssziert.“

(Anm.: die Autorin nahm das verlockende Angebot nicht an)

Mehrere Fragen tun sich spontan auf:

  • Wie viele Bakterien sind eigentlich so auf einem gekauten Kaugummi?
  • Was genau lernt man beim Roten Kreuz?
  • Welche Anwendung hat Kaugummi in der Medizin? (Spontane Ideen: gerissene Bänder einfach erneuern? Hubba-Bubba als Ersatz fürs Gaumenzapferl?)
  • Und bitte warum können 60% der Bevölkerung das Wort „desinfizieren“ nicht korrekt aussprechen?

© Eiki

Dienstag, 3. Juli 2012

Falter-Folter

Als bekennende Insekten- und Spinnen-Verabscheuerin habe ich dieser Tage nicht nur mit unmenschlicher Hitze sondern auch laufend neuen Viechern in meinen vier Wänden zu kämpfen.

Ob Fliegengitter, zugezogener Vorhang oder gar geschlossenes Fenster – irgendein Vieh begrüßt mich dann doch wieder fröhlich auf der Couch…

Falls jemand das Bedürfnis haben sollte, mein persönlicher Kammerjäger zu werden: Ja. Dringend. Bussi.

Ansonsten verfolge ich weiterhin meine… nun ja… fragwürdige Taktik.



© Eiki