Freitag, 23. Dezember 2011

Droge Weihnachten

Sind Sie auch in der mehr oder weniger glücklichen Lage ein Handy mit Touchscreen zu besitzen? Und verschicken auch Sie regelmäßig SMS und verlassen sich dabei oftmals naiv auf Ihr Handy Wörterbuch? 

Mein Handy besitzt die fragwürdige Gabe der sogenannten Swype-Tastatur, die es ermöglicht durch rasches Wischen über die Bildschirm-Tastatur Wörter zu schreiben und so sehr flott Nachrichten verfassen zu können. Diese grundsätzlich gute und nützliche Fähigkeit wird allerdings etwas durch die Tatsache geschmälert, dass mein Handy seitdem selbst entscheidet, was ich gerade geschrieben habe und dann befremdende Texte der besonderen Art dabei rauskommen.

So wünsche ich jedes Jahr aufs Neue per SMS „Droge Weihnachten“ und kann oft nur in letzter Sekunde den Versand dieser betäubungsmittelaffinen Nachricht stoppen. Letztes Jahr gelang es mir sogar dem Droge Weihnachten noch ein „Sonores neues Jage“ hinzuzufügen. Vom Empfänger habe ich seitdem nie wieder etwas gehört.

Zunächst vermutete ich, dass mein Handy einfach häufig verwendete Wörter speichert und dann ähnliche Wörter auf diese abändert. Leider kann ich mich allerdings nicht erinnern jemals „droge“, „jage“ und (mein persönlicher Favorit) „sonores“ bewusst geschrieben zu haben geschweige denn überhaupt die Bedeutung des Wortes zu kennen. 

Dass andere Leute mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, erkenne ich regelmäßig beim Erhalt von Nachrichten wie: „Manche letzte lebens nie“, „Bin blieb da“ und der zugegebenermaßen etwas befremdenden Frage „Wo sollen wir uns regen?“. 

Die liebenswürdige Frage eines Freundes, ob er für mich kochen solle, verwandelte sich leider in „Soll ich lochen?“. Zunächst war ich verunsichert, ob es sich um den verzweifelten Versuch Wienerisch zu schreiben oder doch eine Einladung zu einem Golfturnier handelte, konnte jedoch nach mehrminütiger Reflexion den Sinn erkennen. 

Meine freundliche Mitteilung an meine Mutter, den ausgeborgten Reisekoffer wieder zurückzubringen („Bringe euch den Koffer rüber! Bussi“) wurde zum durchaus missverständlichen „Bühne euch den Köder einer! Büro“. 

Um die automatische Änderung von „Bussi“ in „Büro“ zu vermeiden, wechselte ich naiv zur Mehrzahl-Form „Bussis“. Der Versuch scheiterte jedoch schon beim ersten Mal durch die Umwandlung in „Bischof“.
Eine Freundin berichtete vom Erhalt der Geburtstagsnachricht „Alles Gute zum Hetzjagd“ und schrieb selbst schon mehrere Male statt „Hdgdl“ (Hab dich ganz doll lieb) einfach „Heizöl“. 

Ich stelle einfach mal in den Raum, dass das persönliche Gespräch oftmals doch die bessere Variante sein könnte. 

In diesem Sinne allen Leserinnen und Lesern: droge Weihnachten und schinde heutzutage.

© Eiki