Mittwoch, 14. Dezember 2011

Mit Schirm, Charme und Trainingshose

Von Zeit zu Zeit eröffnen sich mir optische Genüsse ohne die ich eigentlich auch ganz gut hätte leben können. Ein blendendes Beispiel dafür ist der derzeit vor allem im männlichen ich möchte fast sagen Proletentum vorherrschende Trend des Tragens von abgefuckten Trainingshosen.

Grundsätzlich wäre hier noch keine Schwachstelle zu finden, bin ja zugegebenermaßen auch ich selbst zu Hause des Öfteren nicht gerade salonfähig gekleidet. Der Experte erkennt aber die Essenz: ZU HAUSE. Einige Männchen scheinen der Bequemlichkeit ihrer Trainingshose derart zu erliegen, dass sie nun auch in aller Öffentlichkeit dem Sandlertum frönen. So trifft man sie gekleidet wie zum Fußballtrainingslager beim Einkauf, in der U-Bahn, beim Zahnarzt – ja, die Trainingshose scheint sich regelrecht zur Dauerlösung in jeder Lebenslage zu entwickeln.

Liebhaber schwören auf schwarze Trainingshosen mit seitlichem weißem Streifen am Bein entlang. Im besten Fall – siehe Marke Kappa - befinden sich darauf auch noch Aufdrucke von zwei sitzenden mit dem Rücken aneinander gelehnten Damen. 

Die vom Träger oft voreilig vermutete Unwiderstehlichkeit hält sich unvorhergesehenerweise allerdings größtenteils in Grenzen. Auch scheint die Umfunktionierung einer vormals als Pyjama verwendeten Hose zur Ach-wurscht-ich-lass‘-gleich-an!-Hose nur eingeschränkt durchsetzbar.
Härtefälle kombinieren die Trainingshose gekonnt mit einer schwarzen Lack-Daunenjacke (die sich auch gerade wie eine Seuche zu verbreiten scheint) und setzen stilbewusste Kontraste mittels topmodischer Frisur inklusive Rasur-Muster an den Schläfen. 

Besonders aber hat es mir heute am frühen Abend ein junger Mann angetan, der im wahrsten Sinn des Wortes Mut zur Lücke bewies und durch ein großzügiges Loch in seiner Trainingshose einen grinsenden Tweety präsentierte. 

Gott sei Dank meine ich damit nur die Zeichentrickfigur... 

© Eiki