Mittwoch, 5. Oktober 2011

Auf Safari


Zweifellos ist es ein beeindruckendes Gefühl wilden Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum ganz nah zu sein. Und wer dieses Gefühl nicht kennt, weil er noch nie selbst auf Safari in einem entfernten Land war, dem lege ich den Wiener Urban Loritz Platz ganz besonders ans Herz. 

Während ich gestern Abend am selbigen Ort auf die Straßenbahn wartete, begegneten mir Lebewesen, bei denen die Ähnlichkeit mit Wildtieren so erschreckend groß ist, dass man teilweise lieber in einem vergitterten Jeep sitzen und Fotos schießen würde. 

So beobachtete ich gerade in sicherer Entfernung ein menschliches Löwenmännchen, das äußerst elegant die Mähne nach hinten strich und dann arrogant den  Blick schweifen ließ um Beute zu identifizieren. Und da kam sie auch schon, die schlanke Antilope auf dünnen Stelzchen, die schutzlos und naiv direkt am Löwen vorbeigehen wollte. Dieser erkannte sofort die Gelegenheit, warf noch einmal die Mähne zurück und wollte gerade zum Sprung ansetzen, als ihn ein Trampeln ablenkte.

In weiter Entfernung sah man nur aufgewirbelten Staub, aus dem langsam ein Mann ersichtlich wurde, der wild schnaubend Richtung U-Bahn lief. Komplett in schwarz, Riesenflinserl, breites Stiergnack und die Stirn bedrohlich nach vorne gerichtet raste der Menschen-Büffel röchelnd zum Eingang. Im Ausweichen konnte ich gerade noch die 0,5l Dose Red Bull erkennen. 

Als der Löwe wieder auf sah, war die Antilope weg. Stattdessen zog nun eine junge männliche Wildsau-Herde ausgerüstet mit viel zu großen Taschen heftig lärmend an ihm vorbei Richtung Fußballtraining. 

Im Hintergrund sah man ein sich auf einem Bankerl niedergelassenes Hippo, das biertrinkend seine Wampe zur Schau stellte, bevor es schließlich waagrecht abtauchte und zu schnarchen begann. Gleich daneben saßen zwei ältere weibliche Gemsen, die anregt über die jungen Wildsäue meckerten. 

Gerade konnte ich noch eine Antilopen-Herde erkennen, unter die sich auch ein paar Breitmaulnashörner mit viel zu engen Leggins gemischt hatten. Ich begann darüber zu sinnieren, warum gerade immer die Breitmaulnashörner in den Antilopen-Herden die engen Leggins anhaben um der gesamten Tierwelt ihren Allerwertesten in voller Pracht zu präsentieren. 

Doch die Lösung blieb vorerst im Dunkeln, denn ich wurde von einem Giraffenmännchen abgelenkt, das seinen Hals in die Höhe reckte um mir von der Seite in den Ausschnitt zu schauen. Und während ich mich schützend abwendete, erkannte ich noch ein paar junge Äfflein, die wild am Wartehäuschen turnten. 

Als ich endlich in der Straßenbahn saß, war mir eines klar: in Schönbrunn werden zweifellos niemals die Tiere ausgehen… 

© Eiki