Samstag, 1. Oktober 2011

Gangsta-Shit


Ich wollte eigentlich tolerant sein und es ignorieren. Aber ich kann nicht.

Sollten auch Sie sich regelmäßig im Fitnesscenter aufhalten, so wird Ihnen zweifellos nicht entgangen sein, dass sich dort des Öfteren junge Männchen mit Ruder-Leiberl aufhalten, die das dringende Bedürfnis haben, ihren Körper der Allgemeinheit zu präsentieren. Zuerst vermutete ich ein dahintersteckendes „Ruderleiberl-Nimm 20 zahl 4“-Angebot irgendeines Bekleidungsgeschäftes, muss mir nun aber eingestehen, dass es sich eher um eine Seuche zu handeln scheint. 

Sie betreten ärmellos den Raum, werfen ihr Handtuch gekonnt lässig über die Schulter und nehmen einen großen Schluck aus ihrem Viecher-Trink-Becher, auf dem entweder „Superpower“, „XXL-Max“ oder irgendein anderer wenig beeindruckender Schwachsinn steht. Als nächstes folgt ein lässiger Blick in die Runde, der gekonnt die alles bewegende Frage rüber bringt: „Wie hort bin ich eigentlich?“. 

Doch der Gangsta erwartet keine Antwort vom Publikum, wendet sich dem Fitnesstrainer zu, begrüßt ihn mit einem komplexen Gangsta-Shit Handschlag (im besten Fall umfasst dieser auch noch Bussi links Bussi rechts) und plaudert aus dem Fitness-Nähkästchen. Unterbrochen wird dieser Dialog nur durch kurzes Posen im Spiegel, um die nahtlose Solariumbräune zu kontrollieren. Dann noch ein lässiges Zwinkern Richtung Weibchen mit Mini-Höschen auf dem günstigerweise hinten noch „sexy“ draufsteht und ab geht’s zu den Geräten. 

Beim Training steht dank der Ärmellosigkeit vor allem ein Motto im Vordergrund: „Wieviel Schweiß kann ich auf den Geräten verteilen?“ Unverkennbar auch die Devise „Ein bisschen Achselhaar hat noch niemand geschadet“. Nach kurzer Zeit ist für den Gangsta dann bereits die nächste längere Poser-Pause angesagt und man kommt zum Plaudern zu irgendwelchen anderen Ärmellos-Gangstern. 

Den Abschluss bildet stets die objektiv fragwürdige Tätigkeit: Gehen am Laufband. Dankenswerterweise scheint in solchen Momenten immer genau ein Laufband neben mir die Wahl des Gangstas zu werden, der dann aufgrund seiner ausgeprägten Eiweiß-Konsumation mit zunehmendem Schwitzen einen Fruchtzwerggeruch verbreitet. 

Im besten Fall bin ich auf beiden Seiten ärmellos eingekreist und komme in den Genuss, ein quer über mich geführtes Gespräch über Muscle-Booster-Eiweiß über mich ergehen zu lassen. Dies führt dazu, dass ich – eh schon fertig vom Laufen – kaum mehr Luft kriege und wild nach Luft hasched nur noch pures Eiweiß einatmen kann. Und so laufe ich, umringt von ärmellosen Fruchtzwerg-Meister-Propern um mein Leben und hoffe, dass bei der nächsten Fitness-Jahreskarte für Männer auch ein 10er-Pack T-Shirts dabei ist…

© Eiki